Haas unternimmt Neustart mit Melzer als Trainer

Haas beim Turnier im Herbst in Linz
Heuer soll es für die Tennisspielerin aus Weyer endlch klappen. Ziel: Unter die Top 100. Von Gerhard Marschall.

Österreichs beste Tennisspielerin – das ist schon etwas und dennoch relativ. Wer wie die 24-jährige Barbara Haas international spielt, hat ein anderes, anspruchsvolleres Orientierungssystem: die Weltrangliste. Die ist unbestechlich und, wie ihr Name sagt, global. Entsprechend groß ist die Konkurrenz.

Derzeit auf Rang 149

„Was sonst soll das Ziel sein als die Top 100, wenn man um die 140 steht“, sagt Haas. Aktuell rangiert sie auf Platz 149, doch das ändert sich nahezu täglich. Momentan nicht, weil kaum Turniere stattfinden. Das Ziel, in den Klub der hundert Besten aufzurücken, peilt Haas seit einigen Jahren an. „Im Vorjahr war ich auf einem guten Weg, da hat mir Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Keine Turniere, keine Punkte, keine Rangverbesserung. „Es ist hart, aber nicht nur für Profisportler“, sieht sie ihre momentane Situation differenziert. Es gebe zwar keine Wettkämpfe, immerhin könne sie aber trainieren. „Viele Menschen sind daheim und können gar nichts machen. Da möchte ich nicht jammern.“

Im März geht es los

Der Turnierkalender 2021 ist noch eher mager, im März sollte es aber losgehen. Und heuer soll es mit dem Durchbruch unbedingt klappen. Dazu hat Haas einiges umgestellt. Vom Linzer Leistungszentrum ist sie in das ÖTV-Trainingszentrum Südstadt gewechselt, und mit Jürgen Melzer hat sie einen neuen Trainer. Er ersetzt Langzeit-Coach Jürgen Waber. „Ich war sechs, sieben Jahre im selben Umfeld, da kommt eine gewisse Betriebsblindheit auf“, begründet Haas den doppelten Wechsel. Melzer war selbst mehr als 20 Jahre lang Profi, im Einzel und im Doppel stieß er unter die Top Ten vor. Er weiß also, wie es ganz nach oben geht.

In Dubai gescheitert

Den Start in das neue Jahr hatte sich Haas freilich etwas anders vorgestellt. Beim Qualifikationsturnier für die Australien Open in Dubai scheiterte sie in der ersten Runde. Gegen die um einiges schlechter eingestufte Kolumbianerin Maria Camila Osorio Serrano verlor sie 3:6, 6:3, 5:7. „Es war natürlich enttäuschend“, sagt Haas. „Lieber hätte ich mich qualifiziert, keine Frage.“ Andererseits kam die Niederlage nicht ganz überraschend. Sie habe längere Zeit kein Turnier gespielt, sei aber der Typ, der viele Spiele braucht. Ihr erster Turniersieg datiert aus 2012, auf der ATP-Tour ist sie seit gut fünf Jahren. Die Hälfte des Jahres, zwischen 25 und 30 Wochen, ist sie unterwegs.

Bisher 500.000 Dollar Preisgeld

Im Ranking stieg Haas vorerst beständig auf, bis 2016. Seither kommt sie nicht mehr recht voran. Knapp 500.000 US-Dollar hat sie bis jetzt an Preisgeldern eingespielt. Hört sich nach viel an, ist aber ebenfalls relativ. Der Aufwand ist hoch. „Dank meiner langjährigen, treuen Sponsoren kann ich mein Leben finanzieren“, ist Haas zufrieden. Olympia sei ein Thema, aber noch nicht heuer, sagt sie.

Ziel ist Paris 2024

„Paris 2024 ist definitiv ein Ziel.“ Grundsätzlich stehe jedoch im Tennis ein Grand-Slam-Turnier über allem anderen. Zweimal konnte sie sich bereits für das US Open qualifizieren, einmal für das French Open. Haas stammt aus Weyer (Bez. Steyr-Land), zum Tennis kam sie mit fünf Jahren. Mutter Martina und Schwester Patricia spielten beim UTC Waidhofen an der Ybbs, „ich habe sie begleitet, und mir hat es einfach Spaß gemacht“. Sie habe eifrig trainiert, erzählt Haas, Ehrgeiz und Fleiß nennt sie als die wichtigsten Erfolgsfaktoren. „Da hilft das größte Talent nichts.“ Zurzeit steht sie vier bis fünf Stunden am Tag auf dem Platz. Die Chemie mit Neo-Trainer Melzer stimme. Mit seiner Hilfe wolle sie sich taktisch und technisch weiterentwickeln, sagt Haas: „Dann kommen die Top 100 von allein.“

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