Großschartner: Es geht nicht nur ums Gewinnen

Der Marchtrenker Felix Großschartner gewann die Türkeirundfahrt
Der Rennradfahrer Felix Großschartner hat den Sprung an die Spitze geschafft.

Am Anfang war ein Malheur. Im Winter 2007 brach sich Felix Großschartner beim Skifahren ein Schienbein. Also setzte er sich auf das Ergometer: das lädierte Bein eingegipst, mit dem anderen umso mehr gestrampelt. Dann gesellte sich Zufall dazu. Ein Bekannter vom Welser Radclub fragte, ob er nicht auf ein Trainingslager in Italien mitkommen möchte. „Am ersten Tag habe ich richtig gelitten“, erinnert er sich. Doch bald überwog die Freude.

Zusammenhalt

Was ihn sogleich und bis heute am Radsport begeistert: „Der Zusammenhalt ist ein Wahnsinn.“ Anders als im Skisport, wo jeder ein Einzelkämpfer sei, werde hier der Teamgeist hochgehalten. Dennoch tendierte Felix damals noch mehr zu den Skiern als zum Rad. An der Ski-Handelsschule in Linz begegnete der 15-Jährige – nächster Zu- und Glücksfall – Karl Hammerschmid. Der Radsport-Landestrainer erkannte das Talent des Jungen. „Ich wollte immer der Schnellste sein. Taktik hat es bei mir weniger gegeben“, erinnert sich Großschartner.

Profi werden

Trotzdem oder gerade deswegen stellten sich bald die ersten Erfolge ein. Bei der Österreich-Rundfahrt 2015 wurde er Glocknerkönig und gewann die Bergwertung. Profi zu werden war von Anfang an sein Ziel, egal in welcher Sportart. Das gelang 2016. Von Felbermayr Simplon Wels wechselte er zu CCC Sprandi Polkowice. Im Vorjahr engagierte ihn das deutsche Team Bora-hansgrohe. „Das ist das Bayern München des Radsports“, spielt Großschartner einen Querpass zum Fußball. Soll heißen: Er ist in der Eliteklasse angekommen.

Vertrag bis 2020

Der Vertrag läuft bis 2020 und Großscharnter fühlt sich wohl: „Ich weiß, dass sie auf mich bauen. Kein Grund daher zu wechseln.“ Das Team umfasst alles in allem 85 Personen. Der 65-Kilo-Mann wird als Allrounder geschätzt: stark am Berg, aber auch im Zeitfahren. Deshalb ist er nicht nur Wasserträger, sondern wird gezielt eingesetzt und forciert. In der Osterwoche stand er bei der Türkei-Rundfahrt ganz oben auf dem Podest. Als erster Österreicher gewann er ein Rennen der World-Tour, der international höchsten Kategorie.

Nein zu Doping

Als nächstes stehen die Tour de Romandie in der Westschweiz und die Kalifornien-Tour an. Im Herbst wird er zum ersten Mal die Vuelta in Spanien fahren. Großschartner weiß, was er will. Aber auch, was nicht. Doping zum Beispiel. „Ein jeder hat eine Leistungsgrenze. Man muss das Beste aus sich herausholen und damit zufrieden sein, nicht auf die anderen schauen.“ Und vor allem: „Es geht nicht immer um das Gewinnen.“ Spaß zu haben sei ebenso wichtig.

Freundin Sabrina

Wenn er nicht auf Tour, ist Großschartner daheim in Marchtrenk. Freundin Sabrina studiert an der FH Steyr. Als sie im Vorjahr ein Auslandsemester in Kanada absolvierte, besuchte er sie. Sechs Wochen lang waren Skifahren, Eishockey, Städtetrips angesagt. „Zum ersten Mal bin ich so lange auf keinem Rad gesessen.“ Vergangenen Dezember wurde Großschartner 25. Zehn Jahre sollte er, Gesundheit vorausgesetzt, noch die volle Leistung abrufen können, sagt er: „Das ist aber auch eine Kopfsache.“ Immerhin ist er rund 280 Tage im Jahr unterwegs und radelt etwa 30.000 Kilometer herunter. Dazu braucht es neben Fitness jede Menge Motivation.

Autor: Gerhard Marschall

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