Größer, besser, schneller

Omama spricht Seppy Mut zu
Wenn sich andere wichtig machen. Von Christa Koinig.

Ich bin Seppy, ich bin eine Puppe, eine ziemlich kleine Puppe. Manchmal aber fühle ich mich noch viel kleiner, als ich wirklich bin. Das kommt daher, dass ich hie und da auf Figuren treffe, die viel größer sind als ich. Die nehmen sich dann sehr wichtig und wollen mir weismachen, dass sie ihren Text schneller lernen und sowieso alles besser können, und dass sie überhaupt schöner sind als ich. Da muss ich dann dran denken, dass ich eine ziemlich breite Nase hab’, rote Haare und viel zu kurze Beine. Irgendwie gefall’ ich mir dann ganz und gar nicht, und da fällt es mir auch schwer, lustig zu sein. Wenn mir diese Besserschnellerschöner-Puppen dann noch sagen, dass sie auf einer viel größeren, schöneren Bühne spielen, dann bin ich ganz am Boden zerstört und es tut mir sogar rund um mein kleines Herz ein bisserl weh.

Das Verständnis ist enden wollend

Da möchte ich gern von unserer Omama getröstet werden, aber sie hat dafür überhaupt kein Verständnis. „Es wird immer jemanden geben, der größer ist als du, der höher springen, schneller laufen und vor allem lauter schreien kann“, sagt sie. „Es sind nicht die großen Dinge, die das Leben gestalten und du brauchst keine großen Taten, um dich zu beweisen. Es sind viele kleine Sachen, die sich zu einer Größe zusammensetzen. Es sind liebevolle Gesten, nette Wörter und zärtliche Blicke, sie sprechen die Sprache des Herzens und streicheln die Seele. Du kannst Geschichten erzählen, du bringst Kinder zum Lachen und schenkst ihnen Freude. Du gibst ihnen ein gutes Gefühl, weil du sie gern hast. Bleib’ dir selber treu, sei stolz auf das, was du kannst, und sei dankbar dafür. Das ist wahre Größe!“

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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