Weltklasse sei vielleicht ein bisschen hoch gegriffen, ist Gogl-Walli um Bodenhaftung bemüht. Über ihre Leistung freut sie sich sehr wohl. „Es ist auf alle Fälle eine sehr gute Zeit. Und in Europa bin ich ganz gut dabei.“ Auf nationaler Ebene ist sie von Karolina Käfers Uraltrekord 51,90 aus dem Jahr 1979 nicht mehr allzu weit entfernt.
Als längste Sprintdisziplin sind die 400 Meter extrem schwierig, weil es zu einer hohen Übersäuerung des Körpers kommt. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern führt auch zu erheblicher Beeinträchtigung der technischen und koordinativen Fähigkeiten. „Danach kann man kaum noch weiterlaufen“, erklärt Werthner.
Enorme Willenkraft
Es brauche über die 400 Meter enorme Willenskraft und zudem besondere körperliche Eigenschaften. Und darin liege eine Stärke von Gogl-Walli, sagt Werthner: „Sie hat eine hochgradige anaerobe-laktazide Fähigkeit.“ Anders ausgedrückt: Sie kann die für eine Leistung auf diesem Level erforderlichen Laktatwerte produzieren und auch tolerieren. „Ich mache es, weil es mir am meisten liegt“, stimmt die 26-jährige Linzerin zu. „Ich sehe hier mein größtes Potenzial.“
Im Übrigen sei nicht so sehr der Wettkampf das Problem, denn der bestehe nur aus einem Lauf. „Das wirklich Anstrengende ist das Training, weil man hier mehrmals hintereinander an die Grenze geht.“
Auf diese Weise soll die Übersäuerung möglichst weit hinausgeschoben werden. Die Plagerei mache ihr aber nach wie vor Spaß, erzählt Gogl-Walli, „weil man die Leistungssteigerung sehr gut sieht“. Zugleich hält die Anspannung an: „Ich bin schon so viele 400er gelaufen und immer wieder nervös.“
Weltmeisterschaft im August
Zu der am 2. März in Istanbul beginnenden Hallen-Europameisterschaft bricht Gogl-Walli mit Zuversicht und Realitätssinn auf. Ihr Ziel sei das Semifinale, also ein Platz unter den Top Zwölf. Aber Wettkämpfe auf diesem Niveau seien generell schwierig. Denn wenn nach 200 Metern alle Läuferinnen auf die Innenbahn einbiegen, herrsche großes Gedränge. „Da geht es zur Sache.“ Nach der EM ist erst einmal kurz Pause, dann beginnt die Vorbereitung auf die Freiluftsaison. Jahreshöhepunkt ist die Weltmeisterschaft im August in Budapest. Um sich zu qualifizieren, heißt es, eifrig Punkte im World-Ranking zu sammeln.
Kommentare