Genießen Sie das Sekundenglück!

Die Vorweihnachtszeit erfreut das Herz von Silke Kranz
Active Living Planner. Freuen Sie sich über die kleinen Erlebnisse, die Sie fröhlich stimmen

Freuen Sie sich schon auf den Advent? Ich kann es kaum mehr erwarten, bis endlich die ersten Weihnachtslieder erklingen. Nachdem nun Gott sei Dank auch der erste Schnee gefallen ist, stehe ich schon in den Startlöchern um das Christkind zu suchen. Manchmal habe ich den Eindruck, ich bin die Einzige – zumindest in der Altersklasse zehn Jahre plus –, die so fühlt.

In Dauerspannung

So viele Menschen sind gestresst und fürchten schon die kommenden Wochen, weil es noch stressiger wird, Weihnachtsgeschenke gefunden werden, Kekse gebacken und gegessen werden müssen. Im Kopf spielen sich so viele Szenarien ab, dass wir permanent unter Spannung stehen. Schade, weil wir so vieles dabei übersehen. Ich habe in der vergangenen Woche ein neues Lied von Herbert Grönemeyer gehört, „ Sekundenglück“. Dabei geht es eben nicht um große Dinge, sondern um kleine Erlebnisse und Momente im Alltag, die uns fröhlich stimmen. Oder um Augenblicke, in denen gar nichts Spezielles passiert, wo einfach so alles in Ordnung ist. Sekundenglück eben.

Konzentrieren wir uns in den nächsten Wochen doch auf die Kleinigkeiten, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dazu fällt mir meine Lieblingsgeschichte aus dem Buch „Die Kuh, die weinte“ ein. Ein Mönch baute eine Mauer aus eintausend Ziegeln, zwei davon lagen schief. Jeden Tag, wenn er an der Mauer vorbeiging, ärgerte er sich über diesen für ihn grässlichen Anblick. Eines Tages lobte ihn jemand für die wundervolle Mauer. Er konnte es nicht glauben und fragte, ob ihm denn die beiden schiefen Ziegel nicht aufgefallen wären. Und der Mann antwortete, dass er 998 gerade, schöne Ziegel sehe. Vielleicht legen Sie in den nächsten Wochen ein schiefes Vanillekipferl einfach zu den anderen Keksen auf den Teller und verfluchen nicht Ihre Backkünste im Allgemeinen. Vielleicht sehen Sie beim nächsten Mal, wenn Sie in den Spiegel schauen, nicht nur ganz zentral einen schiefen Zahn, sondern auch ein freundliches Lächeln und strahlende Augen.

Warum erzähle ich Ihnen das alles? Erstens, weil ich jedem aus tiefstem Herzen eine wunderschöne Vorweihnachtszeit wünsche. Und zweitens, weil wir mit diesem Perspektivenwechsel auch unser Essverhalten beeinflussen können. Ich möchte meinen übergewichtigen Klientinnen helfen, im wahrsten Sinne des Wortes ihr Leben zu erleichtern. Zu Testzwecken führe ich deshalb gerade einen Active Living Planner (www.lornajane.com), wo ich täglich eintrage, was ich esse, trinke und wie viel ich mich bewege. So weit nichts Neues.

Aber es gibt auch Kästchen für andere Dinge: was tue ich heute für mich? Habe ich jemand etwas Gutes getan? Wie fühlt sich meine Nahrungswahl an? Was habe ich heute gut gemacht? Was kann ich morgen besser machen? Nenne drei Dinge, für die du dankbar bist. Es ist wunderbar! Man geht achtsamer mit sich um, klopft sich selbst auch einmal auf die Schulter – und für mich das Beste: Auch an vermeintlich schlechten Tagen findet man drei Punkte, für die man dankbar ist.

Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell

Kranz: „Durch die positive Einstellung wird Ballast abgeworfen, außen wie innen.“

Sich etwas Gutes tun

Aus ernährungsmedizinischer Sicht gefällt mir die Frage nach dem Gefühl der Nahrungsauswahl sehr gut. Weil man sich selbst bestätigt, die Formulierungen wandeln sich von „gut“, „tapfer“, „stolz“ zu „normal“ sowie „tut gut“. Und damit programmieren wir unser Hirn um. Wir dürfen uns etwas Gutes tun anstatt wir müssen auf etwas verzichten. Damit erreicht man die Erleichterung. Durch die positive Einstellung wird Ballast abgeworfen, außen wie innen. Ich wünsche Ihnen viele sekundenglückliche Momente in der nächsten Woche!

Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell

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