Funktioniert schon alles von selbst?

Seppy
Ich bin eine Figur aus dem Puppentheater, und nur wenn mich Menschen bewegen, werde ich irgendwie lebendig. Wenn ich dann hüpfen, tanzen, singen und meine Späße machen kann, freut sich mein Puppenherz, obwohl es eigentlich nur aus Watte ist. Von Christa Koinig.

Und es ist wunderbar, dass ich meine Freude weitergeben kann. Doch immer öfter beobachte ich, dass ganz viele sich immer weniger um etwas bemühen. Neuerdings gibt es Schuhe, die sich fast wie von selber anziehen, man braucht sich zum Reinschlüpfen nicht mehr bücken. Zahnbürsten wackeln und putzen von ganz allein, Staubsauger flitzen ferngesteuert durchs Heim, Lampen gehen an, ohne dass jemand einen Schalter drückt, und Kaffeemaschinen wissen genau, wann die Leute munter werden wollen. Es soll sogar Autos geben, die ganz ohne Lenker fahren. Menschen verlassen sich halt auf alles und tun kaum noch etwas selber. Es scheint, als ob sie gar nicht mehr mitdenken wollen. 

Manchmal bekomme ich es da mit der Angst zu tun. Braucht es mich dann überhaupt noch, wenn es bald Roboterpuppen gibt, die von ganz alleine hüpfen und tanzen und irgendwas vor sich hinbrabbeln? Doch zum Glück gibt es immer noch Leute, die selber etwas machen. Sie denken sich Strickmuster aus, sie können Mützen häkeln oder sie nähen schöne Kleider. Manche können sogar kaputte Sachen reparieren. Aber meine größte Freude ist, dass da noch Menschenhände sind, die uns Puppen bewegen. Denn so perfekt dieses Technikzeug auch sein mag – einen holprigen Tanz oder meine unverkennbare Stimme kann es nicht ersetzen.

Das macht mir Freude. Und Freude weiterzugeben ist etwas ziemlich Wichtiges.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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