Fünftausend pro Wort

Porträt des österreichischen Schriftstellers René Freund.
Eine Glosse von René Freund

Vergangene Woche hatte Hansi Hinterseer Geburtstag. Ein passender Anlass, alles Gute zu wünschen, verdanke ich ihm doch das beste Zeilenhonorar meines Lebens. Das kam so: Ein großes Möbelhaus in Tirol öffnete seine Pforten, und um die entsprechenden Feierlichkeiten zu bewerben, engagierte mich eine Werbeagentur als Texter. Zehntausend Schilling standen als Honorar in Aussicht, davon konnte man damals einen ganzen Monat lang leben!

Geduldig nahm ich also an zahlreichen Sitzungen der Marketing-Abteilung teil und schrieb Dutzende Texte für Inserate oder Flugblätter, um die unvergleichlichen Produkte des Möbelhauses anzupreisen. Ich kürzte, verdichtete, nahm an weiteren Sitzungen teil, schrieb wieder um ... Und dann passierte Hansi Hinterseer: Er sagte zu, bei der Eröffnung des Möbelhauses eine Stunde lang Autogramme zu geben. Daraufhin wurden meine Texte von der Werbeagentur leicht gekürzt. Genau genommen prangten auf den Flugblättern nur zwei Wörter. Jedes davon hat mir fünftausend Schilling eingebracht. So viel Buchstabenhonorar werde ich in diesem Leben wohl nie wieder bekommen. Die Wörter lauteten: „Hansi kommt!“

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