Franzobels düsterer Sprachtanz

Franzobel geht gern auf Bälle, so auf die Grazer Opernredoute oder auf den Opernball 2018.
Literat Franzobel las im Rieder KiK aus seinem neuen Roman „Rechtswalzer“

Rechtswalzer ist der Titel des jüngsten Romans von Franzobel. Mit diesem ist der aus Vöcklabruck stammende und in Wien lebende Schriftsteller zurzeit auf Tour, diese Woche las er im KiK in Ried im Innkreis. Hans Schusterbauer vom Veranstalter stellte ihn als „Autor der Fülle“ vor, als einen überaus produktiven Literaten, sprachlich überquellend, fast barock: „Er tanzt mit der Sprache.“ Rechtswalzer ist eine Farce, die zwar in der nahen Zukunft – im Jahr 2024 – angesiedelt ist, sich jedoch aus gegenwärtiger Wirklichkeit ableitet. Franzobel verpackt seine düstere Polit-Utopie in einen Krimi mit zwei Handlungssträngen. Ein zwischendurch schier unauflöslich scheinendes Knäuel aus Mord, Korruption, mafiösen Verschwörungen und provinziellen Machinationen entwirrt sich schlussendlich turbulent.

Dahinter und im Kern geht es um eine neue politische Bewegung namens LIMES, die alles das, was sich hier zu Lande und anderswo ansatzweise abzeichnet oder auch schon weiter gediehen ist, ins Autoritäre perfektioniert. Die volle Staatswucht trifft einen gewissen Malte Dinger, einen bis dahin recht glücklich vor sich hin lebenden Mann. Nach einer total entgleisenden Fahrscheinkontrolle verfängt er sich immer mehr in einem gnadenlosen Justiz- und Strafvollzugsapparat. Kommissar Groschen, die andere zentrale Figur, verkörpert das rechtsstaatliche Gewissen, ist aber politisch naiv. Die unübersehbaren Veränderungen und die Mahnungen seiner Frau verdrängt er lange Zeit. Doch lässt er sich nicht verbiegen, auch wenn sich um ihn herum Karrieristen, Opportunisten, Denunzianten tummeln. Mit viel Wortwitz steigert Franzobel die Story ins Absurde, darin liegt die Botschaft: Zu dem, was heute übertrieben und unvorstellbar erscheint, ist es so weit auch wieder nicht; vielmehr wird das Groteske mitunter von der Realität eingeholt oder sogar überboten. Das Ganze mündet in ein furioses, nicht unbedingt optimistisch stimmendes Finale.

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