Frankenburg und der südliche Attersee schrumpfen

Eine Gruppe von Reiterinnen auf grauen Pferden reitet über eine grüne Wiese.
In der Hausruckregion fehlen Arbeitsplätze. Sie wird in den nächsten Jahren viele Einwohner verlieren.

Die Hausruckregion verliert deutlich an Einwohnern. Diese Entwicklung wird sich die nächsten 25 Jahre fortsetzen. Ampflwang zählt zum heutigen Sonntag 3418 Einwohner. Über 200 Jahre lang war der Kohlebergbau das bestimmende Element der Marktgemeinde, zur Hochblüte in den 1950er-Jahren gab die Wolfsegg Trauntaler Kohlenwerks Ges.m.b.H (WTK) 3500 Menschen Arbeit. Damit war´es Ende 1995 vorbei. Zeitgleich verschwanden auch 1000 Industriearbeitsplätze der Unterwäschefabrik „Naturana“ und an die 150 Jobs bei „GFM-Maschinenbau“.

Mit großen Bemühungen wurde versucht, in Klein- und Mittelbetrieben dieses Manko an fehlenden Arbeitsplätzen abzufedern“, erinnert sich Ampflwangs Bürgermeisterin Rosemarie Schönpass, die auch Abgeordnete zum Nationalrat ist. Ampflwang mit seiner nicht gerade großen landwirtschaftlichen Struktur – heute arbeiten noch 26 Landwirte im Vollerwerb, die Nebenerwerbsbauern werden sukzessive weniger – suchte nach Alternativen, schielte vermehrt in Richtung Tourismus und setzte speziell aufs Pferd. Ursprünglich hat Hotelier Josef Mayr 1963 damit begonnen – mit zwei Eseln. Mittlerweile sind’s richtige Pferde, die Ampflwang als Reiterhochburg bekannt machten, sieben verschiedene Pferderassen fanden in Ampflwang ihre Heimat, auf einem bestens ausgebauten 300 km langen Reitwegenetz lässt sich das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde optimal ausleben. Der Robinson-Club führt ein Eigenleben, der Reitboom ist etwas abgeflaut. Dennoch beschreibt die Ortschefin das Leben in der Gemeinde als angenehm und interessant, es gäbe viele aktive Vereine (darunter zwei Musikkapellen, ein Dampflokmuseum) und auch kulturell werde einiges geboten. Besonders viel los war in Ampflwang 2006 bei der Landesausstellung, doch diese Schau ist längst vorbei.

Junge ziehen weg

Bei jährlich 30 Geburten und 50 Sterbefällen lässt sich’s leicht erklären, warum Ampflwangs Bevölkerung schrumpft. Junge Menschen verlassen ihren Heimatort Richtung Ballungszentren, weil dort die Chancen auf Arbeit deutlich besser sind. Und sie kehren nicht mehr zurück. „Unsere Gemeinde ist lebenswert, leider fehlen uns die finanziellen Mittel, unseren Ort professionell zu vermarkten, um beispielsweise mit dem Slogan ‚Dorf der 607 Pferde‘´ vermehrt Touristen in den Hausruck zu locken“, ortet Rosemarie Schönpass fehlende Marketing-Maßnahmen, und meint: „Die Strukturen im ländlichen Raum aufrechtzuerhalten, wird zunehmend schwieriger. Besonders Frauen haben kaum Möglichkeiten, hier Arbeit zu finden, Gründe für die Ansiedlung großer Betriebe haben wir nicht, der ländliche Raum ist drauf und dran, auf die Verliererstraße abzubiegen.“

Frankenburg

Dieser Ortsname verweist unweigerlich aufs gleichnamige Würfelspiel, auch so ein Spiel mit Verlierern. Auf Frankenburgs Marktplatz lebt die bekannte Künstlerin und Malerin Maria Moser in ihrem 400 Jahre alten, denkmalgeschützten Haus. „Ich bin hier eine der letzten Bewohnerinnen. Die Lebensqualität hat sich binnen zehn Jahren sehr verschlechtert. Der Marktplatz ist zu einer großen Kreuzung für den Schwerverkehr verkommen. Trotz großer Anstrengungen gelingt es nicht, Frankenburgs Zentrum zu verschönern, der Verkehr bringt alles um“, bedauert Maria Moser. Die Bundesstraße verbindet den wachsenden Raum um Vöcklabruck mit Ried im Innkreis.

Dort, wo die Umfahrung geplant war, entsteht groteskerweise eine neue Infrastruktur mit Geschäften und allem, was ein Ortszentrum ausmacht, im Ort selbst gibt’´s kein Lebensmittelgeschäft mehr. „Unsere heutige Lebensweise ist mit einer Kleinstrukturiertheit nicht mehr vereinbar. Es ist offensichtlich eine Eigenschaft der Wegwerfgesellschaft, das Alte aufzugeben. Wir stecken alles in die Erhaltung unseres alten Hauses, da ist es doppelt schmerzhaft, wenn rundherum alles stirbt“, sucht  Moser nach einer Erklärung.

Unterach

Während die Gemeinden des nördlichen Attersees – Seewalchen, Schörfling und Attersee – deutliche Einwohnerzuwächse verzeichnen, zählen die südlichen Gemeinden Weyregg, Steinbach, Unterach und Nußdorf zu den Verlierern. Warum? Der Vorteil im Norden liegt sicher in der Anbindung an die Westautobahn A 1. „Dass in Unterach in den letzten ein, zwei Jahren plötzlich die Bevölkerung weniger wird, kann ich mir nur so erklären, dass bei uns die Baugründe eventuell zu teuer sind. Wir müssen den sozialen Wohnbau forcieren, da ist die Gemeinde bei der Erstellung des neuen Flächenwidmungsplanes gefordert“, sieht Bürgermeister Engelbert Gnigler eine Ursache für den Bevölkerungsschwund.

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