Fättinger warnt seit 50 Jahren vor Graf Herberstorff

Johann Fättinger steht mit einem Stock in der Hand auf einer Wiese.
Johann Fättinger: Ein Leben für das Frankenburger Würfelspiel. Von Gerhard Marschall.

Vor 100 Jahren wurde das „Frankenburger Würfelspiel“ uraufgeführt. Exakt die Hälfte dieser Zeit hat ein Mann an der theatralischen Erinnerung an das Blutgericht auf dem Haushamerfeld 1625 mitgewirkt: 

Seit 1975 verkörpert Johann Fättinger ohne Unterbrechung den ahnungsvollen Bettler „Hausmann Peterl“. Er warnt die Ratsherren davor, zu der von Graf Herberstorff befohlenen Versammlung zu gehen. Es werde kein gutes Ende nehmen, sagt er ihnen voraus. „A hoher Herr denkt oft ganz anders, als wir es verstehn!“

Rudolf Neudorfer, damals Regisseur des Spiels, warb Fättinger an und gab ihm einen Ratschlag: Weil relativ jung für die Rolle des alten Mannes, solle er vor seinen Auftritten Liegestütze machen. Waren es anfangs Dutzende, erzählt Fättinger, reichten heute fünf bis zehn, um seine Botschaft außer Atem überbringen zu können: „Es kummt nix Guats von die Soldatn!“

Von Beruf fuhr Fättinger „ins Gäu, wie hier auf dem Land die Hauszustellung von Brot heißt. Deshalb ist er in der Gegend als „Bäcker-Hansl“ allseits bekannt. Auch mit 80 ist er ständig unterwegs, wandert viel. Handy besitze er keines, sagt er, das mache nur Stress. Michael Neudorfer, Obmann der Würfelspielgemeinde, lobt seine Bescheidenheit und Verlässlichkeit: „Er stellte sich nie in den Mittelpunkt, auf ihn konnte man sich verlassen.“ „Nach dieser Spielzeit höre ich auf“, sagt Fättinger, „50 Jahre Peterl sind genug.“ Am Freitag war Premiere, am 7. August will er zum letzten Mal auftreten. Vielleicht lasse er sich zum Weitermachen überreden, hofft Neudorfer: „Es würde etwas abgehen, wenn er nicht mehr dabei wäre.“

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