Es kommt anders, als es in der Zeitung steht

Seppy
Ich kenne jemanden, der schaut jeden Morgen in die Zeitung, um bei „Biowetter“ nachzulesen, ob er an dem Tag Kopfweh haben oder müde sein soll. Von Christa Koinig.

Wenn es ihm anders geht als die Zeitung es vorhersagt, ist er überrascht oder ärgert sich vielleicht über die Zeitungsleute. Ich kenne als Puppe natürlich weder Kopfweh noch Müdigkeit und bin auch selten schlecht gelaunt. Ich spüre es aber, wenn meine Menschen nicht gut drauf sind, dann sind auch meine Bewegungen langsamer, und besonders witzig kann ich dann auch nicht sein.

Jetzt bin ich aber neugierig, was es mit diesen Wettervorhersagen tatsächlich auf sich hat. Für den heutigen Tag war viel Sonne angesagt, kaum Wolken, kein Regen und auch kein Unwetter. Also wandte ich mich an die Sonne, um mich schlau zu machen. Kaum hatten wir ein paar Worte gewechselt, schob sich eine schlecht gelaunte Wolke vor sie. Offenbar wollte auch sie ihren Senf dazugeben.

Hagel, Blitz und Donner

Dann kam plötzlich ein heftiger Windstoß und kurz darauf begann es zu regnen. Auch ein Hagelschauer machte sich wichtig und zwischendurch blitzte und donnerte es, was das Zeug hielt. Als das ganze Spektakel vorbei war, erschien am Horizont ein bunt schillernder Regenbogen. Also das volle Programm. Ich war ziemlich perplex. Sollte heute nicht den ganzen Tag nur die Sonne scheinen?

Da lächelte die Sonne verschmitzt und meinte: „Wir Wettermacher haben eine Abmachung. Wir halten uns nicht an das, was vorhergesagt wird und was in der Zeitung steht. Wir tun, was wir wollen.“ Da musste auch ich schmunzeln. Und was habe ich daraus gelernt? Oft kommt es anders, als es in der Zeitung steht – und vielleicht ist es gut so.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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