„Es ist eine Ehre, dabei zu sein“

Klaus Gösweiner und Markus Amon bei ihrem letzten Training am Großglockner
Crossing Austria. Klaus Gösweiner und Markus Amon laufen 500 Kilometer über Österreichs höchste Berge

Während Sie diese Zeilen lesen, befinden wir vom Team Crossing Austria uns auf der ersten Schlüsseletappe. Sie erinnern sich? Ich habe vergangene Woche erzählt, dass zwei Athleten in sieben Etappen vom Apetlon im Burgenland auf den Großglockner laufen werden.

Gestern haben sie die ersten 87 Kilometer und mehr als tausend Höhenmeter bis Puchberg am Schneeberg bewältigt. Das war übrigens die „lockere“ Einstiegsetappe. Heute geht’s richtig zur Sache: Die Distanz ist mit 85 Kilometern zwar vergleichbar, allerdings müssen Markus Amon und Klaus Gösweiner unglaubliche 5300 Aufstiegshöhenmeter machen!

„Es ist eine Ehre, dabei zu sein“

Glockner-Gipfel ausgespäht: M. Amon (li.) und K. Gösweiner

Grüntee um 4.30 Uhr

In der letzten Woche sind mir zwei Fragen häufig gestellt worden: Wie kann man so etwas schaffen? Und: Wie sieht dein Tag während dieses Projektes aus? Meine Antwort auf die erste Frage: Keine Ahnung! Die zweite Frage kann ich beantworten. Mein Tag startet spätestens um 4.30 mit einer Riesenkanne Grüntee. Dann wiege ich die beiden Läufer und führe Blutanalysen durch. Eventuelle Wehwehchen werden gecheckt - entschuldigen Sie bitte meine flapsige Ausdrucksweise. Aber ich möchte mir das Gefühl in den Beinen der beiden nicht einmal vorstellen müssen, deshalb kann ich es nur mit Humor nehmen.

Danach helfe ich ihnen bei der Zubereitung des Frühstücks, prüfe und ergänze die Nahrungsversorgung für den Tag. Wenn noch Zeit bleibt, laufe ich selbst eine kleine Runde oder mache Yoga. Zumindest ein paar Seilsprünge müssen sein, sonst leidet meine Stimmung und damit auch das Klima innerhalb des Teams. Dann geht es auf die Strecke. Wo immer es uns möglich ist, versuchen wir die Burschen zu treffen um ihnen Trinken und Essen anzubieten. Außerdem können sie so Schuhe oder Kleidung wechseln. Mir ist es möglich ihren körperlichen Zustand abzuschätzen. Ich habe natürlich Verbandsmaterial inklusive Nähzeug und meine gesamte Notfallausrüstung dabei.

Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell

Kranz: „Das Abendessen muss optimal zusammengesetzt sein, damit es weiterlaufen kann.“

Etappenziel

Ist das Ende der Etappe absehbar, fahre ich ins nächste Quartier vor und organisiere das Abendessen, das optimal zusammengesetzt sein muss, damit es am nächsten Tag wieder weitergehen, ähm, weiterlaufen kann. Sobald Markus und Klaus eintreffen, startet dasselbe Mess-Szenario wie morgens. Danach dürfen sie endlich regenerieren, während wir vom Team uns zusammensetzen und die folgende Etappe durchsprechen. Nachdem ich anhand meiner Messungen den Bedarf für den nächsten Tag angepasst habe, falle auch ich ins Bett, um am nächsten Tag frühmorgens wieder euphorisch aus selbigem zu springen. Euphorisch? Jawohl. Für mich ist es eine Ehre, Teil eines so außergewöhnlichen Projektes zu sein. Die Athleten sind beeindruckende Menschen. Der Rest des Teams besteht aus emphatischen, fröhlichen, sportlichen Menschen, die alle den selben Vogel haben und bei sämtlichen Aktionen der zwei Läufer zusammenhelfen. Und wie schon Voltaire wusste: Solange ein Vogel seine Federn hat, fliegt er!

Silke Kranz ist Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell. www.dynafit.com/de-at/crossing-austria-project

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