Einbäume für den Attersee

Jana Obernberger
Wolfgang Lobisser und Jana Obernberger verbindet die Leidenschaft zur Archäologie. Beide sind Hallstätter. Von Gerhard Marschall.

Zwei Wochen lang wurden in Seewalchen am Attersee zwei mächtige Stämme einer etwa 130 Jahre alten Weißtanne aus den Bundesforsten bearbeitet, um aus ihnen Einbäume nach steinzeitlichem Vorbild zu fertigen. 

Handwerker und Landwirte aus der Gegend verwendeten modernes Gerät. Ein zweites Team setzte die Motorsäge nur sparsam ein, arbeitete vorwiegend mit urzeitlichen Werkzeugrepliken.

Projektleiter Wolfgang Lobisser (58) macht den technologischen Fortschritt über Jahrtausende an einem Arbeitsschritt deutlich: „Mit Steinwerkzeug haben wir eine Stunde gebraucht, mit Bronze die Hälfte und mit Eisen eine Viertelstunde.“ Das Ganze nennt sich Experimentalarchäologe, auf die Lobisser spezialisiert ist.

Wer wie er in Hallstatt aufwächst, entkommt der Zeitgeschichte nicht. Die schlummert überall unter der Erde und tritt zutage, wo gegraben wird. Wie unlängst, als ein sensationeller Fund belegte, dass der Ort bereits vor rund 7.500 Jahren besiedelt war, um 500 Jahre früher als angenommen.

Jana Obernberger kommt ebenfalls aus dem Ort im Salzkammergut, hat an den Ausgrabungen und am Einbaumbau mitgearbeitet. Sie ist 26, studiert an der Uni Wien Archäologie, schreibt an der Masterarbeit. Saisonal ist sie im Naturhistorischen Museum Wien angestellt. „Man könnte das ganze Jahr über Ausgrabungen machen“, sieht sie für Archäologen ein weites Betätigungsfeld.“ Im Oktober werden die zwei „Prügel“, so heißen die Rohlinge, für ein halbes Jahr unter Wasser gelegt, um Rissbildung hintanzuhalten. Im kommenden Sommer erfolgen Feinschliff und Taufe.

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