Ein morgendliches Lächeln

Wenn Seppy sich in den Spiegel schaut, sieht er nur ein Lächeln
Einigen ist heute noch übel, weil sie gar zu viel Fastenspeisen erwischt haben. Aber jetzt wird richtig gefastet. Manche trinken nichts mehr von diesem komischen Gebräu, das man Alkohol nennt. Manche rauchen nicht mehr, andere wiederum tun andere Sachen längere Zeit nicht.
Aber worauf soll ich verzichten? Auf die köstlichen Bratwürstl von Omama sicher nicht, und auch nicht auf den hervorragenden Kaiserschmarrn, und schon gar nicht auf den frischen Apfel-Karottensaft. Theater-Fasten geht auch nicht, denn da würden die Kinder umsonst auf mich warten. Aber irgendwie möchte ich auch zu den Fastern gehören. Ich habe mich also schlaugemacht und im Internet ein ganz tolles Angebot gefunden, nämlich Jammer-Fasten.
Jammer-Fasten
Da geht’s ganz einfach ums Nicht-Trenzen, ums Lästern, ums Schimpfen oder was uns sonst noch runterzieht. Omama sagt, dass ständiges Jammern und Nörgeln das Gehirn so programmiert, dass es immer negativ denken muss, und dass uns das sogar krank machen kann.
Man sollte auch nur schöne Sachen träumen, und schon wird man mit einem schmunzelnden Gesicht munter. Aber so einfach ist das wirklich nicht mit dem morgendlichen Lächeln. Doch ich wäre nicht der Seppy, wenn mir nicht auch dazu was eingefallen wäre. Ich habe ein Grinse-Smiley auf den Spiegel gemalt. Jedes Mal, wenn ich in der Früh hineinschaue, muss ich lachen. Und ich kann nur hoffen, dass Omama nicht so schnell mit dem Putzlappen anrückt und den Spiegel wieder blitzblank wischt. Denn dann wär ich bald wieder ein Jammerlappen.
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters
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