„Ich werde mit Mal zu Mal schneller und besser“, sagt Püschner. Im Vorjahr hat er in der Bäckerei Brandl in Linz als Lehrling begonnen, mit 59. In einem Alter also, in dem die meisten Menschen nur noch an die Pension denken.
Schon während der Schulzeit und während des Studiums an der Universität für Bodenkultur (Lebensmittel- und Biotechnologie) hat Püschner bei Brauereien im In- und Ausland gejobbt. Danach war er 29 Jahre bei der Brau Union, vormals Brau AG, in verschiedenen Funktionen beschäftigt. Zum Schluss hatte er im Controlling vorwiegend mit Rezepturen und Produktionskosten zu tun.
Neustart
Als er das Angebot zum beruflichen Umstieg im Rahmen eines Sozialplans erhielt, wagte Püschner den Neustart. Tischler hätte ihn gereizt, schließlich entschied er sich für die Bäckerlehre. „Brauen und Backen haben viel gemeinsam, arbeiten mit denselben Produkten: Getreide, Hefe, Wasser. Im Prinzip sind Bier und Brot Naturprodukte.“
Franz Brandl betreibt in der Linzer Innenstadt eine Qualitätsbäckerei mit 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mit zwei Verkaufsläden. „Wir wollen bewusst nicht größer werden, sondern qualitativ punkten“, sagt der 55-Jährige. „Wir verwenden keine Fertigmischungen und formen alles händisch.“ Der Großteil der Produkte werde auf Steinplatten und nicht auf Blech gebacken.
In vierter Generation
Die Bäckerei wurde 1891 von Urgroßvater Alois gegründet und wird von Franz Brandl in der vierten Generation betrieben. Die 21-jährige Tochter Olivia ist ebenfalls vom Bäckerhandwerk begeistert. Einzigartig bei Brandl ist auch, dass es faktisch keine Retouren gibt, während diese im Handel bei rund 20 Prozent liegen. Brandls Frau rechnet ganz genau und koordiniert. Wenn tatsächlich etwas zurückkommt, wird es zu Bröseln verarbeitet.
In seinem vorherigen Job sei es viel um Zahlen gegangen, erzählt Püschner: „Das Schöne jetzt ist, dass ich etwas produziere, das den Leuten Freude macht.“ Und dass wie bei jedem Handwerk das Ergebnis unmittelbar zu sehen sei. An die Arbeitszeit habe er sich freilich gewöhnen müssen. Begonnen wird um vier Uhr, zu Spitzenzeiten früher. Zu Mittag ist Feierabend, um neun Uhr Zeit zum Schlafengehen. Der gebürtige Linzer ist ein ehrgeiziger Mann mit klaren Zielen, die er konsequent verfolgt.
Auch im Sport. Einmal hat er vier Jahresurlaube im Stück dafür verwendet, um in zwölf Wochen mit dem Rad von Sizilien zum Nordkap zu fahren. „Ich bin froh, dass ich mein Berufsleben lang mit Lebensmitteln zu tun hatte“, resümiert Püschner.
Die Hälfte der dreijährigen Lehrzeit wird ihm erlassen, die Berufsschule bleibt ihm nicht erspart. Als Senior mit lauter Jungen in einer Klasse zu sitzen, sei „eine spezielle Erfahrung“. Soeben hat er an der BS 10 in der Glimpfingerstraße die ersten zehn Wochen hinter sich gebracht, mit ausgezeichnetem Erfolg. Im Frühjahr wird er den zweiten Lehrgang absolvieren, im Herbst den dritten. Anschließend steht die Lehrabschlussprüfung an, danach darf sich Püschner Bäckergeselle nennen. Wie lange und in welchem Umfang er seinen neuen Beruf ausüben werde, müsse sich weisen. Dann sei er knapp 61, der Meister werde sich vermutlich nicht mehr ausgehen.
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