"Ein banaler Schnupfen ist nicht beunruhigend"

"Ein banaler Schnupfen ist nicht beunruhigend"
Verkühlung oder Corona? Eltern sind verunsichert, wie Schnupfen und Co. bei Kindern einzuschätzen sind; Experte hilft

Die Nase rinnt und rinnt. Das Thermometer zeigt erhöhte Temperatur und so richtig fit fühlen sich nur die anderen. Was vergangenes Jahr um diese Zeit noch als normale Verkühlung durchgegangen wäre – je nach Alter haben Kinder rund 10 bis 20 Mal Schnupfen pro Jahr –, treibt heuer vielen Eltern die Schweißperlen auf die Stirn. Die Verunsicherung ist groß: Womit haben wir es denn zu tun? Könnte das vielleicht Corona sein? Wie muss ich mich verhalten? Braucht das Kind einen Arzt und/oder muss vielleicht sogar auf Covid-19 getestet werden?

Hausverstand ist wichtig

Wo man sich in der Ärzteschaft auch umhört, auf eines können sich alle einigen: Der Hausverstand darf auch 2020 eingesetzt werden. „Und ein banaler Schnupfen bereitet uns noch keine Sorgen“, sagt einer, der es wissen muss: Paul Zwittag ist interimistischer Vorstand der HNO–Klinik am Linzer Kepleruniklinikum. Der 40-Jährige hat tagtäglich mit kranken Kindern zu tun, und rät: „Prinzipiell ist zuerst vom Guten auszugehen. Erst wenn sich zum Schnupfen Fieber, trockener Husten, Durchfall und/oder Geruchs- und Geschmacksverlust gesellen, sollte man hellhörig werden. Wobei es natürlich schon so ist, dass viele Kinder bei einer Covid-19-Infektion symptomlos bleiben.“

Test bei Symptomen

Generell sei es immer so gewesen, dass Kinder mit Fieber oder Husten nicht operiert werden, „das hat sich nicht geändert“, so Zwittag. Prophylaktisch werde im Kepleruniklinikum niemand getestet, nur wenn es Symptome oder entsprechende Kontaktpersonen gibt.

"Ein banaler Schnupfen ist nicht beunruhigend"

Paul Zwittag ist interimistischer Leiter der HNO-Klinik am Keplerklinikum

In den vergangenen Wochen und Monaten hat HNO-Experte Zwittag die Verunsicherung der Eltern auch darin gemerkt, dass nötige Operationen verschoben wurden, weil diese einen Spitalsaufenthalt vermeiden wollten. „Dabei arbeiten wir nach den höchsten Hygiene-Richtlinien, haben sogar eine eigene Corona-Taskforce im Haus.“ Oder auch, weil Eltern keine freien Tage mehr haben, um die Kinder ins Spital zu begleiten. Dabei wäre es in vielen Fällen wichtig, die Kinder schnell zu behandeln: „Wenn ein Paukenerguss im Ohr nicht zeitgerecht operiert wird, kann es zu einer Hörminderung und in Folge dessen auch zu Verzögerungen bei der Sprachentwicklung kommen“, erklärt Zwittag.

Vorbereiten auf Herbst

„Mittlerweile operieren wir wieder rund 60 bis 70 Kinder pro Monat.“ Das seien in etwa so viele wie vor dem Lockdown.

Paul Zwittag und sein Team wappnen sich bereits für den Herbst: „Ja, wir rechnen mit mehr Patientinnen und Patienten als üblich.“

Checkliste für Symptome

  • Schnupfen. Eine rinnende Nase alleine ist kein typisches Symptom einer Covid-Infektion
  • Husten. Trockener Husten alleine ist bei Kindern eher unüblich. In Kombination mit Symptomen wie Fieber, Geruchs- und Geschmacksverlust kann er auf eine Covid-19-Infektion hindeuten
  • Geruchs-/Geschmacksverlust. Eines des typischen Merkmale einer Corona-Erkrankung
  • Durchfall. Tritt bei Corona-Infektion nur gemeinsam mit anderen Symptomen auf
  • Verlauf. Eine Verkühlung baut sich langsam und schleichend auf. Eine Covid-19-Infektion hingegen kommt schnell, intensiv und oft auch in Wellen
  • Hygiene. Mit den üblichen Hygiene-Maßnahmen – Abstand halten, Mundnasenschutz verwenden, Hände desinfizieren – sei schon viel gewonnen, so HNO-Mediziner Paul Zwittag

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