Edelkastanien dank mildem Klima

Der Rundweg gibt immer wieder schöne Blicke auf den Attersee frei
Unterach am Attersee. Viereinhalbstündiger Rundweg bietet einzigartige Naturerlebnisse

An einem heißen Sommertag sollte man sich frühzeitig auf den Weg machen, zum Beispiel auf den Hausberg von Unterach am Attersee, die 1134 Meter hohe Hochplettspitze. Von der Autobahnabfahrt St. Georgen kommend bietet sich als Ausgangspunkt der erste Parkplatz nach der Ortstafel Unterach an.

Der Hinweistafel „Waldlehrpfad“ folgend geht es durch den einzigen Edelkastanienwald nördlich der Alpen. Das milde Mikroklima in der Bucht von Unterach macht es möglich, dass die Früchte ihre volle Reife erlangen. Da die Edelkastanie eine Zeigerpflanze für den Wein ist, soll dieser hier auch in früherer Zeit gepflanzt worden sein. Ein kleiner Abstecher führt zum Jubiläumsbaum. Der riesige Edelkastanienbaum wurde 1908 zum 60-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Josef gepflanzt. Die langen stengelförmigen Blütenstände locken unzählige Insekten an. Gleich dahinter liegt eine Wiese mit blühenden Orchideen und zahlreichen Schmetterlingen.

Mächtige Buchen

Auf dem vorbildlich gepflegten Weg geht es weiter in Richtung Hochplettspitze. Mächtige Buchen mit ihren glatten Stämmen begleiten uns. Ihre Rinden wirken so poliert als hätten sie sich extra auf den Besuch von Wanderern vorbereitet. Wir spüren die entspannende Wirkung dieses Waldes. Die Hänge des Waldbodens sind weithin plantagenartig mit bereits verblühtem Bärlauch überzogen. Der markante Knoblauchduft erfüllt noch immer die Luft.

Schließlich wird nach eineinhalb Gehstunden der Gipfel der Hochplettspitze erreicht. Eine gemütliche Bank neben dem hölzernen Gipfelkreuz lädt zur Rast ein. Dann geht es zwei Gehstunden weiter, zunächst wieder 300 Höhenmeter hinunter zu einem Forstweg, der entlang des Hollerberg-Höhenrückens in nördlicher Richtung führt. Immer wieder blitzt der türkisblaue Attersee durch den Wald herauf.

Egelsee

Der an einer Tafel angebrachte Spruch passt perfekt zu den sonnigen Wegabschnitten: „Zeit ist keine Einbahnstraße zwischen Wiege und Grab, sondern ein Platz zum Parken an der Sonne.“ So wird das nächste Etappenziel, der idyllische Egelsee, erreicht. Seinen Namen hat er von den hier vorkommenden Leberegeln. Früher wurden diese Tiere zum Schröpfen eingesetzt. Der 105 Meter lange Niedermoorsee verdankt seine Entstehung der letzten Eiszeit und ist eine wahre Naturkostbarkeit.

Biologische Vielfalt

Der pensionierte Förster Gerhard Schlichtner erzählt: „Im Frühling finden intensive Laichzüge von Gelbbauchunken und Erdkröten statt. Eine einzigartige Vegetation mit zwölf Orchideenarten und sechs insektenfressenden Pflanzen zeigen die biologische Vielfalt.“ Vor einigen Jahren wurde das Gewässer von Tauchern untersucht. Die im sieben Meter tiefen Wasser enthaltenen Karpfen, Schleien und Hechte regulieren selbstständig ihren Bestand. Es herrscht Fisch- und Badeverbot. Das friedliche Wasser erlaubt es dennoch, vom Holzsteg aus die Beine im Wasser baumeln zu lassen. Der Naturschutzexperte kennt noch eine weitere Besonderheit: „Das Wasser fließt nicht als Bach ab, sondern verschwindet in Form einer Bachschwinde 100 Meter in die Tiefe und tritt erst 500 Meter östlich in einem Schluchtwald wieder zu Tage.“

Druckerhof

Die nächste Wegmarkierung führt vorbei an ausgedehnten Hirschgehegen in Richtung Unterach. Ein imposanter Rothirsch liegt direkt am Weidezaun und beobachtet entspannt die Wanderer. Schließlich wird der Druckerhof erreicht. Früh hat sich dieser Bergbauer dem Tourismus geöffnet. Auf der Terrasse des heutigen Gasthofs speist man wie ein König - mit direktem Blick über den Attersee. Die angrenzende Wiese wird gerade gemäht. Im Winter wird sie als Skiwiese genutzt. Ein Kinderskilift führt quer nach oben. Die meisten Unteracher haben hier das Skifahren gelernt.

Wieder folgt ein Wechsel von Wiesen und Wald mit zahlreichen Aussichtspunkten, bis Unterach erreicht wird. Ein Bad im See entspannt nach der viereinhalbstündigen Rundtour.

Die Leiterin des Tourismusbüros Sandra Mayr empfiehlt einen weiteren Besuch in Unterach: „An Viktor Kaplan, den Erfinder der gleichnamigen Turbine, wird in diesem Sommer besonders gedacht. Sein Enkel wird Führungen machen, die an das Leben und Wirken des 1934 hier verstorbenen großen Technikers erinnern.“

Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessante Plätze der Natur und Kultur

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