Dritte Liga: geschätzt und gemieden
Der Askö Ödt im Cupspiel des vergangenen Sommers gegen Red Bull Salzburg
Verrückte Fußballwelt: Der ASKÖ Oedt steuert in der OÖ-Liga wieder auf den Titel zu, will jedoch neuerlich nicht aufsteigen. „Die Situation hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verbessert“, begründet Klubmanager Stefan Reiter den Verzicht. Die Sportanlage erfülle nicht die Kriterien für die Regionalliga, eine Verbesserung der Infrastruktur werde aber vom Land Oberösterreich untersagt. Begründung: Das Areal liegt im nachträglich erweiterten Wasserschutzgebiet.
Sponsor Grad
Dabei würde laut Reiter für die Investition von „einigen hunderttausend Euro“ kein Steuergeld beansprucht. Dafür käme Präsident Franz Grad auf. Der 80-jährige Transportunternehmer hat nach Pasching in Oedt ein neue Spielwiese gefunden.
Nicht attraktiv
„Die Regionalliga ist sicher nicht attraktiv, wir sehen in ihr keinen Mehrwert“, nennt Reiter sportlich-wirtschaftliche Aspekte als zweiten, nicht minder gewichtigen Grund für die Oedter Zurückhaltung. Die Liga-Reform sei auf halbem Weg stecken geblieben. Erste und zweite Liga wurden aufgestockt, die drei Regionalligen blieben bestehen. „Als kleines Österreich haben wird jetzt auf den obersten drei Ebenen 76 Vereine, das gibt es in ganz Europa nicht“, argumentiert Reiter. Außerdem bilde die Regionalliga Mitte mit Oberösterreich, Steiermark und Kärnten keine echte, in sich geschlossene Region ab. Die Folgen: lange Wege, weniger Lokalderbys, geringere Einnahmen. Und: In den drei Ländern gebe es unterschiedliche Regulative, das verzerre den Wettbewerb.
Reiter steht mit seiner Kritik nicht alleine da. Auch die meisten übrigen Klubs der OÖ-Liga zeigen keine Lust auf die Regionalliga. Der SV Gmunden hätte Ambitionen, steht momentan aber auf einem Abstiegsplatz und muss froh sein, wenn es nicht in die andere Richtung geht. Andererseits: Die aktuellen oberösterreichischen Regionalliga-Klubs – Vöcklamarkt, ATSV Stadl Paura, Gurten, WSC Hertha Wels und FC Wels – wollen auf keinen Fall herab in ländliche Niederungen. Sie haben sich gegen die Auflösung der Liga im Zuge einer Gesamtreform ausgesprochen.
Verhärtete Fronten
Zwischen den verhärteten Fronten steht der OÖ. Fußballverband, der die recht gegensätzlichen Interessen der Klubs vertreten soll und das Tohuwabohu zu moderieren versucht. Die Drohung mit Zwangsabstieg, sollte Oedt den Aufstieg erneut verweigern, samt postwendendem Rückzieher verrät eine gewisse Ratlosigkeit. „Wir sehen die Regionalliga relativ wertfrei“, sagt Verbandsdirektor Raphael Koch. Faktum sei, dass sie nicht mehr Schnittstelle zwischen Amateur- und Profibetrieb ist. Diese Rolle kommt jetzt der aufgestockten Zweiten Liga zu.
Verband wartet ab
Es spreche nicht unbedingt für das Format, wenn der Großteil der Klubs nicht aufsteigen will. Weil jedoch die Regionalliga-Klubs zufrieden seien, werde man abwarten und vorerst beim ÖFB keine Änderung beantragen. Immerhin haben sich jetzt die Jungen Vikinger aus Ried zum Aufstieg bereit erklärt. Sie liegen momentan hinter Oedt auf Platz zwei und haben in Profibetrieb und Fußball-Akademie den entsprechenden Background für das Abenteuer Regionalliga.
Autor: Gerhard Marschall
Kommentare