Draxls Abgang im Triumph

Geschäftsführer Roland Daxl mit Coach Gerald Baumgartner (li.) und Kapitän Thomas Reifeltshammer
Roland Daxl, Geschäftführer der SV Ried, zieht Bilanz über turbulente Jahre an der Spitze. Von Gerhard Marschall.

„Meine Mission ist erledigt“, sagt Roland Daxl im KURIER-Gespräch. Heißt: Er wird sich als Geschäftsführer und Finanzvorstand der SV Ried zurückziehen, aber weiterhin dem Präsidium angehören. An seiner Statt soll ein hauptberuflicher Manager installiert werden. Das ist Schritt eins zur Neustrukturierung des Klubs, der fit für die Bundesliga gemacht werden soll.

Daxl war die Rettung

Die Latte für den Neuen liegt hoch. „Ohne Daxl gäbe es den Verein auf jetzigem Niveau nicht mehr“, sagt einer, der mit dem Innenleben vertraut ist. Faktum ist, dass die SVR unmittelbar vor der Pleite stand, als Daxl als Finanzvorstand zurückkehrte. Das war er zuvor schon gewesen, ehe im Mai 2014 ein Riesenvorstand alles anders und besser machen wollte. 15 Personen werkten ein gutes Jahr lang und führten den Verein hart an den Abgrund. In der kurzen Zeit wurde ein Verlust von 1,2 Millionen € gebaut. Daxl ließ sich im Oktober 2015 überreden, der Vorstand machte sich bis auf zwei Ausnahmen – Thomas Gahleitner und Karl Wagner – vom Acker. Vor ihnen lag ein Scherbenhaufen.

"Ein Wahnsinn"

„Es war eigentlich ein Wahnsinn“, beschreibt Daxl die damalige Situation: Die Vergesellschaftung des Profibetriebs war zu schultern, Haupt- und Stadionsponsor waren abgesprungen, die Mannschaft lag auf dem letzten Tabellenplatz. Der wirtschaftliche Breakdown konnte abgewendet, der Abstieg in die Zweite Liga nur um ein Jahr hinausgezögert werden. Obendrein kamen aus Teilen des glücklosen Vorstands Anfeindungen, die medial kräftig befeuert wurden. Der Bogen reichte von persönlicher Bereicherung bis hin zu missbräuchlicher Verwendung von Fördergeldern des Landes – alles haltlos.

Verwundungen und Enttäuschungen

Jetzt, im Moment des Triumphs, kann Daxl mit einer gewissen Gelassenheit zurückschauen und positiv bilanzieren. Einige Verwundungen und persönliche Enttäuschungen sind freilich geblieben. Geärgert habe ihn, wenn vor allem in sozialen Medien massive Kritik ohne Kenntnis der Fakten geäußert wurde. Und: „Am meisten wehgetan hat mir, wie vermeintlich dem Verein gutgesinnte Leute bei jeder Gelegenheit versuchen, hintenherum Unruhe hineinzubringen.“ Er habe gewiss nicht alles richtig gemacht, räumt der 46-Jährige ein, erwidert seinen Kritikern aber: „Mach„ es erst einmal!“ Mit dem Stehplatz, der ihn zeitweise wüst attackiert hat, ist Daxl hingegen im Reinen: „Den Fans bin ich überhaupt nicht böse. Sie sind mit voller Emotion dabei und natürlich extrem enttäuscht, wenn es nicht läuft.“

Ein Netzwerker

Daxl ist überaus kommunikativ, umtriebig und ein begnadeter Netzwerker. Rund 140 Sponsoren zeugen davon. Mit enormem Einsatz schafften er und Robert Tremel, dass es zum Re-Start der Meisterschaft kam. Das 14:2 für einen Saisonabbruch konnte in ein 15:1 pro Fortsetzung gedreht werden. Ansonsten wäre der Wiederaufstieg auch im dritten Anlauf nicht gelungen.

Personelle Einschnitte

Für die Bundesliga muss sich die SV Ried auch auf dem Spielfeld neu aufstellen. „Es wird in etwa zehn Veränderungen geben“, kündigt Daxl tiefere personelle Einschnitte an: „Wobei von den ersten Elf, die beim letzten Spiel aufgelaufen sind, höchstwahrscheinlich alle bei uns bleiben werden.“ Nicht abzusehen ist, ob noch der eine oder andere Abgang ins Haus steht. Das Transfenster ist bis Anfang Oktober offen.

Autohaus und Immobilien

„Ich habe mehrere Unternehmen, die mich brauchen“, begründet Daxl, warum er das bisherige Arbeitspensum im Verein nicht mehr leisten könne. Er betreibt ein Autohaus mit vier Standorten und eine Immobiliengesellschaft. Daxl bleibt Sponsor mit zuletzt einer jährlichen Werbeleistung von rund 100.000 €. „Und ich habe vor allem eine Familie“, fügt er hinzu. Ehefrau Birgit, die Kinder Magdalena und Maximilian seien froh darüber, dass er künftig mehr Zeit haben wird und nicht mehr als Blitzableiter für sämtliche Turbulenzen, Widrigkeiten und Intrigen herhalten muss. „Aber die SV Ried bleibt mein Verein“, lässt Daxl keinen Zweifel daran aufkommen, dass sein Herz weiterhin für Schwarz-Grün schlagen wird.

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