Die Stille bleibt ein frommer Wunsch

Seppy
Man könnte meinen, jetzt ist sie vorbei, die Zeit des Kreischens, Lärmens und des grimmigen Gelächters. Von Christa Koinig.

Die Halloween-Kürbisse sind vertrocknet und schauen aus wie mickrige Gurkenzwerge und manche wären wohl lieber verspeist worden, statt als Gruselköpfe ausgestellt zu sein. Man könnte meinen, im November wird es ein wenig leiser. Es sollte ja die stille, besinnliche Zeit kommen. Es dauert auch nicht mehr lang, dann ist die Adventzeit da, und auch Weihnachten ist nicht mehr weit. Aber von wegen still! Kaum hat man sich vom schrillen Gruselgekicher erholt, da erschallen schon wieder unüberhörbare halbweihnachtliche Gesänge in den Geschäften. Rentiere blinken mit ihren roten Nasen in den Schaufenstern, und aus jeder Ecke ruft es: „Kauft! Kauft! Kauft!“

Die Wunschzettel

Ein bisschen Stille wäre schon recht angenehm. Menschen können sie ja angeblich fühlen, wenn sie ganz fest in sich hineinhören, aber meist ist es da drin auch nicht viel leiser. Ständig klimpert die Erinnerung an irgendwelche Wunschzettel und dann dieses ewige Rätseln: Was schenke ich wem, was soll ich mir wünschen, was darf es kosten? Ich habe es auch probiert, das mit dem Hineinhören, doch bei mir funktioniert es nicht so recht. 

Ich bin eine Puppe, mein kleiner Körper ist mit Watte befüllt, und Watte kann man nicht hören. Aber ich spiele schon seit vielen Jahren in unserem Puppentheater und habe ganz viele kleine und große Menschen gesehen und in dieser Zeit gelernt, sie zu beobachten. Ich mag die Stille auch sehr. Und wenn es wirklich einmal laut sein muss, dann bitte lautes Lachen und fröhlicher Applaus! Davon kann ich nämlich nicht genug hören!

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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