Die Möbelindustrie ist unter Druck
Heute, Sonntag, beginnt die Möbelmesse in Köln, sie dauert bis Mittwoch.
Österreichs Möbelhersteller sind 2025 weiter unter Druck. Das Produktionsvolumen sank im ersten Halbjahr um 2,9 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro.
Für das Gesamtjahr sei zu erwarten, dass der Vorjahreswert von 2,7 Milliarden Euro nicht erreicht wird, sagt Georg Emprechtinger, Chef des Naturholzmöbelherstellers Teams 7 und Vorsitzender der Möbelindustrie Österreich im Gespräch mit dem KURIER.
Zu hohe Kosten
Zu hohe Lohnstückkosten, zu hohe Energiepreise und eine überbordende Bürokratie: Dieser „toxische Dreiklang“ schränke die Wettbewerbsfähigkeit der Branche massiv ein. Dazu kommt eine Kaufzurückhaltung in Deutschland: 8,9 Prozent Exportminus im ersten Halbjahr trifft Österreich unmittelbar.
Deutschland wichtigster Markt
Denn Deutschland ist mit 38 Prozent Exportanteil „der mit Abstand wichtigste Markt für die Österreicher“. Einzig Polen weise eine positive Entwicklung mit 14,9 Prozent auf. Auch die auf 15 Prozent erhöhten US-Zölle auf Möbel erschwerten die Lage. Die US-Exporte gingen im ersten Halbjahr um ein Viertel zurück.
Georg Emprechtinger
Große Sorgen bereiten Emprechtinger chinesische Hersteller, die in nie gekanntem Ausmaß nach Europa drängen. Emprechtinger: „Sie umgehen damit die hohen US-Zölle.“ In Österreich halten die Chinesen bei einem Marktanteil von 15 Prozent und sind bei Importen bereits Nummer zwei nach den Deutschen.
China-Importe steigen
Allein heuer stiegen die Importe aus China um 25 Prozent. Das treffe vor allem das Billigsegment, habe aber Auswirkungen auf die ganze Branche. „Der Trend zu Fast Furniture wird dadurch verstärkt.“ Was auch Studien bestätigen: So liegt in Großbritannien die Behaltezeit von Möbeln bei ein bis fünf Jahren, was sie zu „Wegwerfmöbel“ macht. Österreichische Hersteller seien das Gegenteil: „Bei uns werden Handwerksqualität und Nachhaltigkeit großgeschrieben“, sagt Emprechtinger. Ein Wert, der nun noch mehr hervorgehoben werden soll.
Starkes Oberösterreich
Zwei Drittel der 45 Betriebe der Möbelindustrie kommen aus Oberösterreich, darunter Sedda, EWE, Dan, Wiesner-Hager Möbel, Team 7, Schösswender, Joka, Hali und Optimo. Sie stehen für deutlich mehr als 50 Prozent des österreichischen Produktionswertes. Die Branche stemmt sich mit aller Kraft gegen die widrigen Umstände: Kosten werden gesenkt, Abläufe optimiert und das Marketing ausgebaut.
Talsohle durchschritten?
Man setzt auch verstärkt auf eigene Energieversorgung. Es gebe erste Anzeichen, dass die Talsohle durchschritten ist, so Emprechtinger. „Seit August gibt es einen leichten Aufwärtstrend.“ 2026 könnte es eine Erholung und sogar Zuwächse geben. „Es werden keine Wunder geschehen. Aber es wird wieder gebaut, was heißt, dass auch wieder eingerichtet wird.“
4600 Mitarbeiter
Die österreichische Möbelindustrie beschäftigt 4.600 Mitarbeiter. Stärkste Exportmärkte waren im Vorjahr Deutschland mit 460 Millionen € Ausfuhrvolumen vor der Schweiz mit 144, Polen mit 70 und Italien mit 50 Millionen Euro. Stärkste Importeure waren Deutschland mit 907 Millionen Euro, Polen mit 297, China mit 291 und Italien mit 177 Mio. €.
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