Die Krankenschwester schlüpft in die Lederhose

Bernadette Gerauer streichelt eine braun-weiße Kuh auf einer grünen Wiese.
Bernadette Gerauer, 46-jährige Schärdingerin und Krankenschwester, schlüpft jeden Sommer in die Lederhose und melkt auf der Postalm die Kühe. Von Franz Gruber.

Unten im Tal ist sie Krankenschwester, oben am Berg Sennerin. Die Schärdingerin Bernadette Gerauer sieht sich selbst als „Allrounderin“. Sieben Monate im Jahr arbeitet sie im Klinikum (Wels-) Grieskirchen in der Gynäkologie und in der Onkologie als Diplomkrankenschwester.

Bereits mehr als 20 Jahre übt sie diesen Beruf aus. Im Mai zieht es die 43-Jährige in die Berge, um ihrer Leidenschaft als Sennerin nachzugehen. Schon als Kind war sie gerne im Gebirge unterwegs, immer schon hatte sie den Drang, einmal eine gewisse Zeit auf einer Alm zu leben. 2023 ist schließlich die Entscheidung gefallen. Demnächst startet sie in die dritte Almsaison. Oben auf der Postalm liegt auf 1.400 m Seehöhe die Erlbachhütte. Sie ist vom Parkplatz Postalm in einer leichten Bergwanderung zu erreichen.

Bernadette Gerauer melkt eine Kuh in einem Stall.

Beim Melken der Kühe

Eine andere Welt

Für die Flachländerin bedeutet die Alm eine „ganz andere Welt“, nicht nur die Schönheit der Berglandschaft selbst, sondern die Stille und Ruhe, weg von allem und das Leben in Einfachheit spüren. Mit Andrea Sams, der Inhaberin der Hütte, und einer weiteren Sennerin kümmert sich Bernadette um das Almleben. Ihre Freundin Gerlinde aus dem bayerischen Straubing, auch eine Bergverrückte, arbeitet auf der Nachbarhütte.

Bernadette Gerauer kocht in einer Küche.

Kochen für die Gäste

Mit Begeisterung schildert Bernadette Gerauer ihren Tagesablauf, der um 5.30 Uhr früh mit einer Tasse Kaffee beginnt. Anschließend holt sie die Kühe von der Wiese zur Hütte. Sie werden gemolken, die Milch wird umgehend zu Almbutter, Buttermilch, Topfen und Frischkäse verarbeitet.

Den Ofen anheizen

Nach dem Anheizen des Küchenofens beginnen die Vorbereitungen für den Almtag selbst. Bevor das Tagesgeschäft anläuft, schlüpft Bernadette in ihre Lederhose. Die Erlbachhütte ist eine 300 Jahre alte Almhütte mit ganz eigenem Flair. Das schätzen nicht nur Urlauber, Wanderer und Tagestouristen, sondern auch viele Stammgäste und natürlich die Einheimischen selbst, ob sie nun aus Strobl am Wolfgangsee oder von der anderen Seite, von Rußbach oder Abentau, kommen.

 

Fünf Frauen stehen vor der „Eribachhütte“.

Mit Gästen vor der Hütte (li.)

Sie stärken sich mit Produkten der Hütte, Hausmannskost oder hausgemachten Mehlspeisen wie Kaiserschmarrn und Topfenstrudel. Die Hütte ist idealer Ausgangspunkt für verschiedene Wanderungen. Das Wetter in den Bergen ist immer für Überraschungen gut. Im September vergangenen Jahres gab es plötzlich über Nacht einen Meter Schnee.

Künftig mit Gitarre

Kürzlich hat Gerauer beim Musiklehrer „Bauschi“ in Rainbach bei Schärding begonnen, Gitarre zu lernen. Bergfreunde dürfen sich somit darauf einstellen, dass sie künftig Seiten erklingen lässt und einen Jodler anstimmt. Und auf die Frage, wie lange sie noch Sennerin sein wird: „Ich will noch etliche Sommer auf der Postalm genießen. Solange es Spaß macht und es der Seele guttut!“

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