Die Kleinode entlang der Salzstraße

Steinerne Gefäße erinnern an die historische Salzstraße
Eine Schwedenschanze an der „Via Leone“ erinnert an den Dreißigjährigen Krieg. Ein beeindruckender Steinpilz bleibt ungenießbar.

Wir sind auf der historischen Salzstraße zur Schwedenschanze unterwegs. Am Sternstein folgen die Naturkunstwerke „Steinerner Sessel“, Schalenstein und Pilzstein. Nur leichtes Gepäck tragen wir auf dem vom Stadtplatz in Bad Leonfelden ausgehenden Via Leone-Rundweg.

Steinerne Gefäße auf einem Felsblock erinnern daran, dass hier die historische Salzstraße von der Donau durch den Haselgraben ins Moldautal verlief. Sie stellen „Kufen“ dar, also hölzerne Transportgefäße für Salz. Das „Weiße Gold“ war als Genuss- und Konservierungsmittel seit prähistorischer Zeit gleichbedeutend wie heute das Erdöl. Im Mittelalter waren hier bis zu 1.000 Pferde gleichzeitig mit ihren Lasten unterwegs.

Nicht immer friedlich

Die Entwicklung von Bad Leonfelden im 13. und 14. Jahrhundert war eng mit dem Salzhandel verbunden. Nicht immer ging es friedlich zu. Der Heimatforscher und Konsulent Werner Lehner weiß dazu: „Ein kaiserliches Privileg verbot im Jahr 1304 die Benutzung dieser Route zugunsten einer vom Böhmenkönig Ottokar II. errichteten Straße über Freistadt und Budweis.

Konflikte

Trotzdem wählten viele Kaufleute die bequemere und kürzere Strecke über Bad Leonfelden. Dies führte zu einem über Jahrhunderte dauernden Handelskrieg mit Freistadt, der sogar zu einem Überfall von 80 Freistädter Reitern auf einen Kaufmannszug im Jahr 1553 führte. Erst im 17. Jahrhundert endete der Konflikt.“

Der 16 Kilometer lange Rundweg führt uns in vier Stunden bei strahlendem Herbstwetter zur noch beschaulich kleinen Großen Rodl, die am nahen Sternstein entspringt. Kurz danach passieren wir die Europäische Wasserscheide.

Historische Wehranlage

Wir verlassen für einen Abstecher den Rundweg und nähern uns an der Grenze zu Tschechien in der Ortschaft Rading einem besonderen historischen Monument, der Schwedenschanze. Aus Holzstämmen gezimmerte Palisaden, die einen mächtigen Erdwall umgeben, geben ein beeindruckendes Bild ab. Die historische Wehranlage wurde im Dreißigjährigen Krieg zum Schutz gegen die einfallenden Schweden errichtet. Sie bildete auf einer Länge von 1.700 Metern eine Sperre gegen Böhmen in der waldfreien Lücke zwischen Stern- und Miesenwald. Glücklicherweise scheuten die Schweden den Versuch, sie einzunehmen. Auch in der Zeit der Türkengefahr 1663 und der Pestgefahr 1680 war die Anlage von kaiserlichen Truppen besetzt. Heute ist hier ein friedlicher Ort, der auch nicht mehr vom Eisernen Vorhang getrübt wird.

Steindenkmäler

Nachdenklich verlassen wir den Ort und treffen nach einer Gehstunde auf bemerkenswerte Denkmäler der Natur. Auf dem höchsten Punkt eines Hügels bei der Ortschaft Silberhartschlag stehen sie: Ein steinerner Riesensessel blickt auf einen etwas tiefer stehenden mächtigen Schalenstein. Auch Heimatforscher Lehner rätselt über diese Komposition in Stein: „War es ein Priestersitz, von dem aus man in prähistorischer Zeit den Blick auf einen Opferstein richtete?“ Auf jeden Fall ist das hier ein einmaliger Platz zum Nachdenken und Innehalten.

Die Kleinode entlang der Salzstraße

Der steinerne Riesensessel und der Schalenstein

Dem Wanderweg folgend treffen wir wenig später auf ein weiteres Naturkunstwerk, einen riesigen Pilzstein. „Eine seltene Schönheit aus Granit, die von einer Laune der Natur geschaffen wurde. Schöner könnte kein Bildhauer einen Steinpilz modellieren“, freut sich der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mühlviertler Hochland, Markus Obermüller, über die Attraktion. Mit einem Anblick anderer Art runden wir das Kultur- und Naturerlebnis der Via Leone ab: Nämlich dem Blick von der Aussichtswarte am Gipfel des Sternsteins auf 1.125 Metern Höhe. Vor mehr als 120 Jahren wurde sie zum 50. Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josefs errichtet. Noch heute erfreut sie Wanderfreunde mit prachtvoller Rundumsicht vom Moldaustausee bis zum Dachstein.

Autor: Josef Leitner

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