Der Teufelsstein am Salzsteig

Riesige Felsböcke bereiten den Wanderer auf den Teufelsstein vor.
Haibach im Mühlkreis. Jahrtausende alte prähistorische Kultstätte am Steig nach Böhmen

Etwas Phantasie ist schon notwendig, um sich bei einer Rundwanderung durch das idyllische Untere Mühlviertel in die Vergangenheit vor 4000 Jahren zu versetzen. Jedenfalls kann man als Besucher des Teufelssteins in Haibach die Magie dieses besonderen Ortes spüren.

Vom Ortsteil Baumgarten kommend leitet der Wanderweg H1 hierher. Zunächst geht es abwechslungsreich durch hügelige Wälder und Wiesen. Des öfteren lädt ein Bankerl ein innezuhalten und einfach die sanfte Aussicht zu genießen. Auf diesen Wegen soll in früheren Zeiten Salz- und Gold nach Böhmen transportiert worden sein.

Volksfrömmigkeit

Immer wieder tauchen verwitterte Bildstöcke auf und zeugen von der langen Tradition ausgeprägter Volksfrömmigkeit. Das älteste Marterl stammt aus dem Jahr 1751. Schließlich wird das Tal der Großen Gusen erreicht. Die Bezeichnung groß ist wohl etwas übertrieben. Es ist ein schmales, wenngleich munter fließendes braungefärbtes Gewässer. Wenige Kilometer oberhalb, bei Reichenau im Mühlkreis, ist der Bach entsprungen und wird nach der Vereinigung mit der Kleinen Gusen in Engerwitzdorf schließlich bei St. Georgen an der Gusen in die Donau münden.

Wir passieren die schon etwas baufällig wirkende Magermühle und folgen dem Wegweiser Teufelsstein. Ein Durchlass zwischen zwei riesigen Felsblöcken bereitet den Wanderer bereits auf das mystische Felsgebilde des Teufelssteins vor.Hier am steil oberhalb der Tiefmühle gelegenen Stein herrscht absolute Ruhe. Was ist also das Besondere an diesem Platz? Der Felsmugel weist viele Einkerbungen und Rinnen auf. Der Chronist der Haibach- Chronik hält diese durch die Natur geschaffen und meint: „Der Stein war mit Sicherheit schon in früherer Zeit ein Kraftort.“ Der Name „Teufelsstein“ soll auf die nahe „Tief“-Mühle zurückgehen, woraus im Volksmund „Toifi-Mühl“ wurde. Von da war es zum heutigen Namen nicht mehr weit. Eine Sage berichtet, dass auf einer Mulde in der Mitte des Steines einst der Teufel sein Geld gezählt haben soll.

Aber es gibt noch eine gänzlich andere Erklärung. Diese kommt vom Hobbyhistoriker Peter Stadler. Er sieht den Stein als heiliges Weg- und Wasserheiligtum der keltischen Naturrreligion. Die verwitterten Zeichen des Steins deutet er als eine Art Lageplan und Gesetzbuch in Form von Dreiecken, Rauten, Fadenkreuzen und Wellen. Seine Schlussfolgerung: „Dieser Stein war ein heiliger Hain.“

Eine Frau mit lila Rucksack sitzt auf einem moosbedeckten Felsen im Wald.

Kraft tanken am Teufelsstein

Platz gezielt gewählt

Immer am 1. Februar um 18 Uhr abends – zu Beginn des keltischen Frühlings – stand der leuchtendste Stern im Zeichen des Stieres genau über diesem Stein. Der Platz ist also nicht zufällig gewählt. Hätte nicht Karl der Große um das Jahr 800 die altindoeuropäischen Urreligionen verboten, wer weiß, welche Riten heute noch hier gefeiert würden. Diese alte Kultstätte wurde jedenfalls sprichwörtlich verteufelt. Welche Theorie auch immer zutrifft, wer auf dem Felsen sitzt, kann die Kraft dieses Ortes spüren. Ein lohnendes Ziel für diese dreistündige Rundwanderung.

Blaßberghügel

Diese setzen wir fort, überqueren bei der Penzenmühle wieder die Große Gusen und steigen hoch auf den Blaßberghügel. Hinter einem blühenden Kräuterfeld grasen 50 braune Limousin-Rinder auf der saftigen Wiese. Ein Kalb labt sich mit sichtlichem Genuss an der Milch seiner Mutter.

Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessante Plätze der Kultur und Natur

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