Das Schöne und das Besondere

Seppy
Wie soll ich mich beschreiben? Ich bin eine Figur aus einem Puppentheater, ich habe rote Strubbelhaare, eine breite Nase und große Ohren. Von Christa Koinig.

Singen kann ich nicht gut und tanzen eigentlich gar nicht. Ich will ja nicht angeben, aber ich glaube, die Kinder mögen mich trotzdem. Vielleicht deswegen, weil ich witzig sein kann und sie zum Lachen bringe. Ich bin halt der stets fröhliche Seppy.

Neugier ist gut

Und ich bin ziemlich neugierig. Neugier ist gut, sagt unsere Puppen-Omama oft, denn da kann man immer wieder etwas entdecken, das man vorher nicht kannte, und vor allem, man lernt nie aus. Und neugierig, wie ich bin, habe ich mir kürzlich eine Ausstellung angeschaut, bei der es nur Puppen zu bestaunen gibt. Ich wollte nämlich unbedingt wissen, was das Besondere an diesen Figuren ist, weil sie so fest versperrt sind, dass man sie nicht angreifen und schon gar nicht mit ihnen spielen kann. Leider konnte ich sie nicht fragen und mich auch nicht mit ihnen unterhalten, weil sie hinter Glas eingeschlossen waren. Sie waren wunderbar und schön verziert, mit seidenen Gewändern, glitzernden Steinchen und ganz tollen Frisuren.

Schludrig

Dagegen schaue ich ja richtig schludrig aus. Die Puppen-Omama hat natürlich meine Enttäuschung bemerkt. „Es wird immer etwas geben, das vielleicht schöner ist“, sagte sie zu mir, „aber du bist einzigartig, dich gibt’s nur einmal.“ Und da fiel mir auf: Diese vielen Puppen, so prächtig sie auch sind, hatten alle das gleiche Gesicht und die gleiche Figur, irgendwie sahen sie aus wie Klone. Da war ich wieder sehr zufrieden mit mir – sie sind etwas besonders Schönes, aber ich bin etwas Besonderes.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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