Besondere Kleidung für besondere Tage

Seppy kommuniziert mit der Omama
Obwohl wir Abstand halten müssen, rücken wir näher zusammen. Von Christa Koinig.

Ich lese immer wieder, dass sich viele Leute jetzt immer nur ihr Jogginggewand anziehen, wenn sie von zu Hause aus arbeiten müssen. Sie scheinen richtig stolz darauf zu sein, weil sie es aller Welt mitteilen, ob über Internet, in der Zeitung oder was weiß ich wo noch überall. Zugegeben, Kasperl und ich brauchen nicht reden, wir haben sowieso immer das Gleiche an, so kennt man uns halt. Aber mich tät’s schon interessieren, wie macht das unsere Omama? Die ist ja auch schon einige Zeit daheim und kann nicht rausgehen. Ich muss sie unbedingt fragen.

Nicht in der Jogginghose

Also hab’ ich Omama angerufen, und nachdem wir einander begrüßt und gefragt haben, ob wir gesund sind, wollte ich wissen, ob auch sie jetzt in Jogginghosen herumläuft. „Mein lieber Seppy“, hat sie gesagt, „erstens hab ich gar keine Jogginghose, ich hätte nur ein altes Schlottergewand. Aber das ziehe ich sicher nicht an. Ich trage jetzt schöne Kleider, die ich mir für ganz besondere Tage aufgehoben hab’.“ „Warum ziehst du sie jetzt an, wo dich doch niemand sieht damit?“, wollte ich wissen. „Seppy, du stellst aber komische Fragen. Ich ziehe dieses Gewand deshalb an, weil ich glaube, dass es mir gut passt, weil ich mich darin wohlfühle und weil ich mir selber etwas Gutes tun möchte.“

Es gut uns trotz allem gut

„Aber du hast doch gerade gesagt, dass du dir diese Kleider für besondere Tage aufgehoben hast.“ „Seppy, sind das gerade jetzt nicht besondere Tage? Wir können glücklich darüber sein, dass wir diese Erfahrung machen, dass wir sehen, dass es auch etwas anderes gibt als das, was wir tagein tagaus gewohnt waren. Und vor allem aber können wir glücklich darüber sein, dass wir diese Zeit gemeinsam erleben dürfen und, dass es uns trotz allem gut geht. Und, obwohl wir Abstand voneinander halten müssen, rücken wir alle irgendwie näher zusammen. Sind das nicht besondere Tage?“

Irgendwie hat sie recht, die Omama. Wie immer.

Autorin Christa Koinig ist Leiterin des Linzer Puppentheaters

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