Aufstand gegen Linzer Ball der Burschenschafter

Nahaufnahme eines Mannes mit grauem Haar, der nach oben blickt.
Ballgast Josef Pühringer wird von der Opposition kritisiert. Der Landeschef nimmt die Eröffnung nicht vor.

Im Linzer Palais Kaufmännischer Verein geht am kommenden Samstag der Burschenbundball 2012 über die Bühne. Nach dem Wirbel um Aussagen von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) wird der Veranstaltung heuer erhöhte Aufmerksamkeit zuteil. LH Josef Pühringer, der den Ball besuchen will, musste sich deshalb viel Kritik gefallen lassen. Die Sozialistische Jugend (SJ) Linz protestiert morgen, Mittwoch, mit einer Aktion vor dem Landhaus. Der "Linzer Arbeitskreis gegen das Korporierten-Unwesen" hat für den Ballabend zu einer Demonstration und einem anschließenden Straßenfest im Volksgarten aufgerufen.

Der Ball versteht sich als "Jahresveranstaltung der in Oberösterreich lebenden Mitglieder von nationalen, waffenstudentischen Verbindungen" wie Burschenschaften, Corps, Landsmannschaften, Sängerschaften oder Pennalien. Dass dagegen nun protestiert wird, kann der Präsident des Trägervereines, der freiheitliche Europaabgeordnete Franz Obermayr, nicht verstehen. Die Korporierten würden ihren Ball seit 1948 regelmäßig feiern. "Wann sind die Leute über Nacht böse geworden?", fragte er sich im Gespräch mit der APA. Gegen den CV-Ball (Cartellverband, Anm.) habe es schließlich auch keine Demonstration gegeben, wunderte er sich.


Organisator: "Mob der Straße"

Vorwürfen, dass beispielsweise die vom DÖW als rechtsextrem eingestufte Burschenschaft Arminia Czernowitz unter den Organisatoren sei, begegnet Obermayr mit Kritik am Dokumentationsarchiv, das sich bei den Verbindungen "nicht auskennt". "Die Suppe ist zu dünn", findet er. "Als Ballpräsident ist man ein potenzieller Neonazi. Das lasse ich mir nicht gefallen." Vielmehr sieht er die Kundgebungsteilnehmer als gewaltbereiten "Mob der Straße". Bei den Protesten gegen den WKR-Ball in Wien, die Strache zu dem Vergleich "Wir sind die neuen Juden" veranlasst haben sollen, ortete er gar "Pogrom-Stimmung".

Mit zunehmender Kritik von SPÖ, Grünen und KPÖ sieht sich Ballgast LH Pühringer konfrontiert. Er nimmt zwar nicht wie ursprünglich kolportiert die Eröffnung vor, hat aber den Ehrenschutz über. Es sei Tradition, dass die Landeshauptleute die Veranstaltung besuchen würden, verteidigt er sich. Der Burschenbundball sei bisher "frei von jeglicher politischen Agitation" gewesen. Sollte es aber zu "Rechtstümelei oder Geschichtsfälschung" kommen, werde er im kommenden Jahr nicht mehr mit dabei sein, kündigte er an. Von Obermayrs "Pogrom"-Sager distanzierte er sich klar

Die Eröffnung nimmt ein Vertreter der Linzer Kepler Universität vor. Sie distanzierte sich im Vorfeld "von jedweder Verharmlosung des Antisemitismus". Die aktuellen Ereignisse würden geprüft, hieß es in der Vorwoche auf APA-Anfrage. Vonseiten der Polizei hieß es am Dienstag, dass sie am Donnerstag über die Maßnahmen und eventuellen Sperren informieren will, die sich durch den Demonstrationszug ergeben, der um 18.00 Uhr vom Hauptplatz aus startet.

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