Auf der Niedrigpreisschiene

Juniorchef Franz Claus Wurmhöringer schupft den Laden
Die Privatbrauerei Wurmhöringer in Altheim setzt auf Familienpower und auf den Handel. Von Gerhard Marschall.

Altheim im Bezirk Braunau ist seit 2003 Stadt, als solche also noch recht jung, und mit knapp 4.800 Einwohnern auch nicht allzu groß. Dennoch gibt es hier – einzigartig in Österreich – noch zwei Brauereien, auf jeder Seite des lang gestreckten Hauptplatzes eine: Raschhofer und Wurmhöringer. Das hat zum einen mit der einstigen Zugehörigkeit und mit der räumlichen Nähe zu Bayern zu tun, auch das Innviertel ist ein Bierland; zum anderen zeugt das von unternehmerischer Kompetenz und von Durchhaltevermögen. Die Brauerei Wurmhöringer wurde 1652 gegründet und ist seit 1885 in fünfter Generation im Familienbesitz.

"Kleiner Kopf"

Juniorchef Franz Claus schupft mit 29 Jahren den Laden. Er ist quasi im Betrieb aufgewachsen und hat nach der Lehre in Doemens bei München die Ausbildung zum Braumeister absolviert. Unterstützt wird er von Vater Franz und Braumeister Michael Katzlberger. Mutter Gudrun und Schwester Doris arbeiten im Braugasthof und im Büro – kurzum: ein Familienbetrieb durch und durch. „Wir haben einen kleinen Kopf“, nennt der Juniorchef die schlanke, flache Organisationsstruktur als eine Stärke. Mit zehn Personen werden acht Biersorten produziert, das Märzen deckt 80 Prozent ab. Darüber hinaus reicht das Sortiment von der leichteren Goldkrone über Kellertrübes und Zwickl bis hin zum Weihnachtsfestbock. Dazu kommen je vier Sorten Radler und Limonaden.

Auf der Niedrigpreisschiene

Der Braugasthof in Altheim

Der Jahresausstoß wird nicht verraten. Soviel nur: An Spitzentagen werden rund 120.000 Flaschen abgefüllt. „Und wir machen auch wenig Werbung“, erklärt Wurmhöringer. Anstatt etwa Geld für prominente Testimonials auszugeben, soll das Bier für sich sprechen. Die Botschaft lautet: „Wir machen ein gutes Produkt zu einem ehrlichen Preis.“ Kosten und somit Preis niedrig zu halten ist zentraler Aspekt der Strategie der Altheimer. „Deshalb können wir mithalten“, sagt Wurmhöringer. Das Bier geht nur an eine Handvoll Wirte in der Umgebung und zu rund 90 Prozent in Flaschen an den Handel. Dort kostet die Kiste zwischen 11,20 und 11,40 €, also deutlich weniger als die meisten Konkurrenzbiere.

Auf der Niedrigpreisschiene

Das Märzen hat den höchsten Umsatz

Beliefert wird nahezu das gesamte Bundesgebiet vom Burgenland bis Vorarlberg. Den Transport besorgt eine eigene Lkw-Flotte, die auch Fremdaufträge ausführt. Stolz ist der Juniorchef auf die IFS-Zertifizierung, die zur Einhaltung hoher Standards bei Rohstoffen und deren Verarbeitung verpflichtet. Auch in ökologischer Hinsicht wird der Betrieb laufend modernisiert. So wurde heuer eine Fotovoltaikanlage installiert, die die etwa ein Viertel des Strombedarfs abdeckt.

Qualität

Denn trotz Niedrigpreisstrategie lege man Wert auf Qualität. Das beginne beim Wasser aus dem eigenen Tiefbrunnen, das sich durch geringe Härte auszeichne, und setzte sich über den gesamten Produktionsprozess hinweg fort. Die Hauptgärung erfolgt im Gärkeller, die Nachgärung im Lager. Diese Zweifachgärung sei zwar zeit- und arbeitsaufwendig, das Bier habe dabei jedoch ausreichend Ruhe, um Charakter und Harmonie zu entwickeln. Anders als der Nachbar gehört Wurmhöringer der „Bierregion Innviertel“ an, die den gemeinsamen Auftritt forciert.

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