Ars Electronica Festival zwischen Hoffnung und Panik

Diese Installation zeigt einen vier Meter hohen Roboter, der die Genozide in der Menschheitsgeschichte reflektiert. Sie wird mit einem Preis ausgezeichnet.
Kunst und Kultur stehen heute mehr je denn an der Schnittstelle von Technologie, Digitalisierung und den erst in Ansätzen erkennbaren Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz (KI) in allen Bereichen der Gesellschaft. Hohe Erwartungen einerseits, Ängste andererseits – und genau hier setzt das diesjährige Ars Electronica Festival in Linz von 3. bis 9. September an.
Nicht zufällig unter dem Generalthema „PANIC – yes/no“. Das „Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft“, so der Gründungsansatz Ende der 1970er-Jahre, wird damit wieder zu einer der weltweit größten Bühnen für Medienkunst, digitale Musik, verbunden mit einem hohen Maß an Kreativität und Innovation. Dazu die Veranstalter: „Im Zentrum steht die Frage, wie wir auf all die Umbrüche, Zusammenbrüche – und vielleicht auch Aufbrüche – reagieren und welche Rolle die Kunst dabei spielen kann, uns im tiefgreifenden Wandel unserer Welt Orientierung und Handlungsspielraum zu geben.“
Im Mariendom
Linz als Ort der Reflexion, des Austausches und der Hoffnung auf der Ebene internationaler Künstler und Wissenschaftler. Den Auftakt bildet am 2. September ein sogenannter „Pre-Opening-Walk“ zu unterschiedlichen Kulturstätten und Einrichtungen in Linz, beginnend am frühen Nachmittag bis Mitternacht. Für die eigentliche Eröffnung am 3. September wurde ein – technologisch gesehen – höchst ungewöhnlicher Ort gewählt: der Linzer Mariendom bzw. der Domplatz. In Kooperation mit dem Brucknerfest 2025 wird im Kirchenraum eine „Walzersymphonie“ als KI-Komposition geschaffen, inspiriert vom Walzerkönig Johann Strauß.
Interpretation der Europahymne
Zuvor interpretieren junge gehörlose Künstler aus Japan gemeinsam mit dem Vokalensemble Company of Music die Europahymne. Ein weiteres Highlight des Festivals ist, wie in jedem Jahr, der Prix Ars Electronica (4. September) im Design Center. Dieser Wettbewerb vereint Künstlerinnen und Künstler weltweit, die mit herausragenden digitalen Werken vertreten sind. Für die Besten gibt es in den jeweiligen Sparten die „Goldene Nica“, sie gilt als „Oscar der Computerkunst“.
Oper aus dem Ghetto
Am 5. September steht die Linzer Postcity im Zeichen einer „Großen Konzertnacht“, bei der im Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren die Kammeroper „Der Kaiser von Atlantis oder die Todesverweigerung“ von Viktor Ullmann und Peter Klein zu Aufführung gelangt. Das Werk entstand 1943/44 im Ghetto Theresienstadt. Eine Kooperation von Ars Electronica, Dennis Russel Davies, der Philharmonie Brno, dem Linzer Landestheater und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Ein weiterer Höhepunkt ist am 6. September der Sonic Saturday in Kooperation mit der Anton Bruckner Privatuniversität und dem Brucknerfest. Der Komponist Daniel Oliver und Konstantin Semilakova präsentieren das Konzert „chroma“, das Klavierklänge mit Visualisierungen verbindet.
Ebenfalls am 6. September gibt es im Rahmen der Futurelab Night internationale technologisch-künstlerische Arbeiten zu bestaunen, unter anderem das europaweite Forschungsprojekt „Sharespace“. Ausstellungen, zum Beispiel im Lentos Kunstmuseum mit Werken der Nica-Preisträger sowie Konferenzen, Talks und Workshops mit internationaler Besetzung runden das Programm bis 7. September ab, dem Thema Kunst, Technologie, Gesellschaft entsprechend.
Kommentare