Agrivoltaik mit Doppelnutzung für die Energiewende

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Solarenergie-Parks zerstören oft wertvolle Grün- und Ackerflächen. Mit Agri-PV wird versucht, dem entgegenzuwirken. Von Karl Leitner.

Oberösterreich setzt verstärkt auf Agri-PV. Das sind Photovoltaik-(PV)-Anlagen, die über Wiesen und Feldern errichtet werden und eine weitere Nutzung des Bodens unter der PV-Anlage ermöglichen.

Die jüngste Agri-PV-Anlage ging vor wenigen Tagen in Mauthausen auf dem Grund von Landwirt Wolfgang Preslmair und seiner Frau Elisabeth ans Netz. Mit den 3.448 Modulen können künftig 2,4 Gigawattstunden (GWh) jährlich erzeugt werden, was dem Stromverbrauch von 685 Haushalten entspricht. „Die Fläche eignet sich ideal für so ein Projekt, weil der Anbau von Getreide hier nicht günstig wäre“, sagt Preslmair. Es handelt sich um eine Fläche mit (unbelastetem) Erdmaterial aus Bodenaushub. Nun wachsen Gras und Blumen unter den PV-Flächen, die den Insekten als Lebensraum und Pferden nach dem Mähen als Futter dienen.

Schitter

Von links: Stöckler, Kirchner (beide E-AG), Wolfgang und Elisabeth Preslmair, Achleitner, J. Preslmair, Schitter, Postl (E-AG).

Win-win

Eine Win-win-Situation, wie man bei der Energie AG (E-AG) betont, die das Gelände für die Anlage gepachtet hat. „Es ist die zweite Agri-PV-Anlage nach Mining und wir werden weitere errichten“, sagt Vorstandsvorsitzender Wolfgang Schitter. Man komme dem Ziel der Energieneutralität bis 2035 wieder einen Schritt näher.

Im Innviertler Mining wurde erst im Sommer der Spatenstich für eine Anlage mit 17,2 GWh Jahresstromertrag gesetzt – das reicht für 4.900 Haushalte. Für E-AG-Aufsichtsratschef und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner sind Agri-PV-Projekte Balsam auf die Wunden: Denn Bodenversiegelung ist nach der Causa Ohlsdorf ein heikles Thema. Er sieht Agri-PV-Anlagen als „Musterbeispiel“ für die Verknüpfung von Solarstrom-Erzeugung und landwirtschaftlicher Nutzung.

Große Pläne

Bei Agri-PV-Projekten wird kein wertvolles Ackerland zerstört, sondern doppelt genutzt: Oben für Strom, unten für Grünfutter, Weizen oder Gerste. Rund 80 Prozent der Fläche werfen Ertrag ab. Nur Mais ist zu hoch, heißt es von der oekostrom AG, die seit einiger Zeit ebenso auf den Agri-PV-Zug aufgesprungen ist. Anfang September wurde in Höhnhart (Bez. Braunau) der Spatenstich für eine Anlage errichtet, die künftig 3.000 Haushalte mit Strom versorgt. Man setze ein „weiteres Vorzeigeprojekt für ganz Österreich um“, sagte oekostrom-GmbH-Chef Christoph Großsteiner beim Spatenstich. Die oekostrom AG will bis 2028 rund 30 Millionen Euro in Agri-PV investieren und zusätzliche 35 Megawatt ans Netz bringen.

Weniger Bürokratie

Auch bei der Landwirtschaftskammer (LWK) OÖ sieht man Agri-PV positiv: Sie bieten landwirtschaftlichen Betrieben neue Einkommensmöglichkeiten „und eröffnen innovative Wege zur Verbindung von Energiegewinnung und Lebensmittelproduktion“, sagt Präsident Franz Waldenberger. Synergieeffekte, etwa mit Geflügelhaltung, machten die Technologie attraktiv.

Entscheidend sei neben passenden Standorten und einer sinn-

vollen landwirtschaftlichen Nutzbarkeit „ein deutlich reduzierter Verwaltungsaufwand“.

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