Manuel Rubey im Gespräch mit Influencerin: Meine Jugend, deine Jugend
Im Zuge der Ausstellung "Eine Generation schreibt Geschichte“ wurden Testimonials eingeladen, um sich über ihre Jugend zu unterhalten. Darunter eben der Schauspieler und Sänger Manuel Rubey (Jahrgang 1979) und die Influencerin Alina Johnston (Jahrgang 1994).
Das Gespräch im Video
Austellungsrundgang mit Alina Johnsten und Manuel Rubey
Jugendsprache?
Manuel: Meine Tochter sagt, während sie irgendetwas erzählt: Und dann habe ich mir gedacht, ja lol. Ich musste aber nachfragen, was das bedeutet, und es ist „laugh out loud“, stimmt das?
Alina: „Laughing out loud“, genau. Hast du ein Jugendwort?
Manuel: Ich fürchte es war „Bombe“ oder „ur cool“. Oder „crazy“.
Alina: Bei mir auf jeden Fall „oida“ oder auch „ur cool“.
Manuel: Und was heißt zum Beispiel „Vong“?
Alina: „Vong“ ist einfach „von“. „Von der irgendwas her“. „Von Coolness her“. Aber das ist schon die Jugend von heute, das ist gar nicht mehr meine Generation. Die würden jetzt schon sagen, ich bin tatsächlich „ur oid“ oder „ur uncool“. Aber die Jugend von heute spricht ja eher Hochdeutsch.
Manuel: Das ist tatsächlich ein Problem. Ich zuck aus, wenn meine Töchter „lecker“ und „ne“ sagen. Da seid ihr schuld, ihr Influencer.
Alina: Nein, das ist YouTube, und das sind die Deutschen.
Kein Interesse an Politik?
Alina: Dem widerspreche ich vehement.
Manuel: Das ist, glaube ich, ein Vorurteil. Es gibt eine einzige Sache, wo meine Tochter völlig humorlos ist. Über Greta Thunberg darf man keine Witze machen. Das ist für sie die wichtigste Person der Welt. Ich glaube, diese Generation nach dir hat’s jetzt endgültig begriffen, die sagen, jetzt müssen wir uns engagieren.
Alina: Das find ich so cool, auch dass diese Protestbewegung von der Jugend getragen wird. Weil die Erwachsenen sind ja eher so: „Jaaa, ist eh auch wichtig, aber ...“
Manuel: Genau. Grün wählen und BMW fahren – warum nicht?
Neue Kommunikation?
Manuel: Als ich ein Kind war, hatten wir noch – das ist wirklich alt – ein Vierteltelefon. Das heißt, wenn der Nachbar telefoniert hat, musste man warten. Die ganze Familie musste aber oft telefonieren, also mussten alle warten.
Alina: Oh Gott. Weißt du, wie das bei mir war? Bei uns konnte man nicht telefonieren und gleichzeitig ins Internet gehen. Das war meine Anfangszeit.
Manuel: Mein Gott, wie habt ihr das überlebt? Die neue Generation telefoniert ja gar nicht mehr.
Alina: Nein, die schicken Sprachnachrichten. Aber ich telefoniere gern, ich bin da oldschool.
Was ist mit Hashtags?
Manuel: Ich mag Hashtags nicht. Ich mag sie grundsätzlich nicht, aber in meinem Beruf, wenn da Leute schreiben #lovemyjob – sofort entfollowen, da bin ich gnadenlos. #IGers hab ich zum Beispiel auch nie verstanden.
Alina: IGers ist die Kurzform für Instagramer. #IGeraustria sind die Instagramers Austria. Das ist eine Seite, die repostet Fotos von österreichischen Menschen auf Instagram. Da gibt’s den Hashtag, dann findest du darunter alle Beiträge gesammelt.
Manuel: Wurdest du schon repostet von IGers?
Alina: Von IGers vielleicht nicht, aber generell schon.
Manuel: Generell wurde ich auch schon repostet, aber ohne Hashtags. Einfach so.
Alina: Dann bist ja du der Influencer von uns beiden. Man kennt dich auch ohne Hashtag.
Der Style prägt!
Manuel: Jetzt bin ich gespannt, wo du mich einschätzen würdest.
Alina: Rein vom Style her hätte ich gesagt, entweder du bist Typ Skaterboy oder so ein bissl Anarcho-Rock-n-Roll.
Manuel: Stimmt beides. Im Halbjahrestakt war ich Punk, war ich Mod, ich war alles.
Alina: Ich muss sagen, ich sehe mich in allen irgendwie ein bisschen, außer spießig, so würd ich mich nicht sehen. Emo war ich nie wirklich, Mod auch nicht wirklich.
Manuel: Diese Hipster-Bewegung von heute habe ich auch nicht ganz verstanden.
Alina: Wirklich nicht?Bist du nicht selbst ein bisschen Hipster? Coole Brille, Blazer, Shirt.
Manuel: Warum sich jetzt wieder alle den Bart wachsen lassen? Wir haben so tolle Errungenschaften wie Rasur.
Schminken?
Manuel: Ich hab eine Zeit lang – ich weiß nicht, was da war – wahrscheinlich eine David-Bowie-Androgyn-Phase gehabt mit Augenbrauen-Zupfen und Schminken.
Alina: Wo hast du das denn gelernt, wenn’s kein YouTube gab?
Manuel: Das haben wir uns alles noch selbst beigebracht. Dementsprechend hat’s auch of sehr schlecht ausgesehen.
Alina: Bei mir hat YouTube schon viel ausgemacht. Als es aufgekommen ist, quasi am Ende meiner Teenie-Zeit, da war ich schon fasziniert. Für alles gibt’s ein Video heutzutage.
"Eine Generation schreibt Geschichte“: Diese Sonderausstellung im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten ist noch bis zum 19. Jänner zu sehen. Mehr als 100 Jugendliche haben eine Ausstellung über das Erwachsenwerden mitgestaltet, die einlädt, die Generationen der Nachkriegszeit zusammenzubringen. Besucher sind dabei eingeladen, sich selbst als Jugendliche zu „verorten“ und ihre Meinung über und ihre Erinnerungen an ihre Jugendzeit einzubringen. Die Schau ist von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 9 bis 17 Uhr, geöffnet.
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