"Bis zu 900 Gläubige jede Woche"

Ein Mann hält eine Rede vor einem großen Publikum in einem Auditorium.
Im Kongresssaal der Zeugen Jehovas finden Treffen in 22 verschiedenen Sprachen statt

Fast jedes Wochenende ist auf dem Gelände am Mühlweg kein einziger Parkplatz mehr frei. Auch Reisebusse sind samstags und sonntags vor Österreichs größtem Kongresssaal der Zeugen Jehovas in St. Pölten zu sehen.

„Dieses mal handelt es sich um einen Kongress für Mitglieder aus dem Bezirk Linz-Land. Mit Ausnahme einer Sommerpause sind hier jedes Wochenende 700 bis 900 Gläubige, nicht nur aus Niederösterreich“, erklärt Franz Michael Zagler, Pressesprecher der Zeugen Jehovas. Das ist nicht verwunderlich, fasst doch der Saal fast 1000 Sitzplätze. Benützt wird er seit 1988, zuvor befand sich am Areal eine brachliegende Strumpffabrik, die in Eigenregie renoviert wurde.

„Hier in St. Pölten finden Veranstaltungen in insgesamt 22 verschiedenen Sprachen statt. Heuer waren auch schon 700 russischsprachige Zeugen Jehovas aus ganz Österreich hier“, weiß Zagler.

Ein lächelnder Mann mit Brille und Anzug sitzt an einem Tisch.
Franz Michael Zagler, Pressepsrecher NÖ

Sieht man sich die Zeitpläne der Treffen an, findet man Lieder, Gebete und Taufen – Programmpunkte, die auch der katholischen Kirche vertraut sind – aber auch Vorträge wie „Wer formt unser Denken?“. Die Kongresse sind laut Zagler Lebensberatung und Bibelseminare.

„Bei den Veranstaltungen überdenkt man seine Prioritäten. So findet man für das Leben wieder die passende Richtung“, meint die Bürokauffrau Brigitte Buder aus Traun.

„Viele Vorurteile entstehen durch Halbwissen. Wir würden es sehr schätzen, wenn uns einfach jemand fragt. Viele glauben, wir führen ein Leben ohne Genuss – das ist schlichtweg nicht richtig“, erklärt Zagler. Er betont, die Zeugen Jehovas haben den Sekten-Status 2009 mit ihrer Anerkennung zur Religionsgemeinschaft abgelegt.

„In Österreich gibt es derzeit rund 21.000 Zeugen Jehovas, 150 im Raum St. Pölten. Ich denke wir machen heutzutage einen viel besseren Eindruck, früher war unsere Missionstätigkeit massiver. Heute geht es uns mehr um Lebensfragen, andere Meinungen werden respektiert“, ergänzt Zagler.

"Kein Wachstum"

„Seit ihrer Anerkennung werden die Zeugen Jehovas nicht mehr mit dem Signalwort Sekte verbunden. Dennoch rufen uns viele Menschen an, die wissen wollen, wie sich ein Beitritt auswirkt“, weiß Johannes Sinabell, Leiter des Referats für Weltanschauungsfragen der Erzdiözese Wien. Sinabell denkt, die Religionsgemeinschaft sei nicht im Wachsen begriffen: „Sie sind mit den selben Problemen konfrontiert wie alle anderen auch.“

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