Wer an Wein glaubt, der schraubt

Sogar der Chefsommelier des ehrwürdigen Palais Coburg mit dem vermutlich bestbestückten Weinkeller der Welt schwört auf Schraubverschluss.

Frustrierend und ärgerlich! Es kann einem schon den Abend versauen, wenn man einen - vermutlich nicht allzu billigen Wein - genießen will und er ist durch einen Korkfehler verdorben. Wer geht dann wirklich zum Supermarkt, zur Vinothek oder zum Winzer und tauscht ihn ein? Schade ums Geld. Aber noch schlimmer ist die Enttäuschung. Naturkork ist eine der schlechtesten Möglichkeiten, eine Flasche zu verschließen. Rund ein Viertel aller Weine sind durch Kork beeinträchtigt. Für jedes andere Lebensmittel wäre ein derart unverlässlicher Verschluss undenkbar.

Klare Korkfehler liegen zwar nur bei rund vier Prozent vor, aber so genannte "Schleicher" sind das Schlimmste für den Winzer. Der Fehler ist nur durch Experten zuordenbar, für den Konsumenten aber schmeckt der Wein einfach nicht so, wie er ihn erwartet hat - das nächste Mal wird dann eben Wein von einem anderen Weinbauern gekauft. Und deshalb wählen viele Winzer Alternativen, die den muffigen Korkgeruch ausschließen.

Kunststoff-Kork

Den besten haptischen Ersatz stellt ein Kunstoff-Kork dar, damit der Weinfreund nicht auf das Plopp und die Korkenzieher-Zeremonie verzichten muss. Empfehlenswert ist Kunststoff-Kork aber nur für Weine, die rasch nach der Abfüllung getrunken werden. Langzeitversuche haben ergeben, dass derartig verschlossene Weine unkontrolliert reifen, meist viel zu rasch.

Glasverschluss

Ohne Plopp muss man beim Glasverschluss auskommen, aber dafür ist der Wein nicht nur durch ansprechende Optik, sondern auch technisch gesehen gut aufgehoben. Es gibt zwar noch keine Langzeitversuche, aber bisher sind noch keine negativen Auswirkungen auf Geschmack oder Reife bekannt.

Schrauber

Schraubverschluss scheint abgesehen von einem optischen und emotionalen Manko die ideale Alternative für Naturkork zu sein. Es gibt keine Fehltöne und die Reife funktioniert stabil und unbeeinflusst - dies wurde durch Langzeitversuche bestätigt. Die Winzer haben auch schon gelernt mit dem Schraubverschluss umzugehen, denn der Wein muss etwas anders behandelt werden, als bei Naturkork-Verschlüssen. Ein weiterer Vorteil: Die Flasche ist leichter zu öffnen und auch wieder zu verschließen.

Sogar Thomas Breitwieser, Chefsommelier des Wiener Palais Coburg mit dem vermutlich bestbestückten Weinkeller der Welt, schwört auf Schraubverschluss. Nicht nur privat auch beruflich würde er die verschraubte Variante wählen, wenn er es sich aussuchen könnte. Erklärungsbedarf bei der betuchten Klientel des Hauses bestünde nicht mehr - es komme so gut wie gar nicht mehr vor, dass der Alternativverschluss Fragen aufwirft.

Kronenkork

Önologisch gesehen gibt es auch keinerlei Einwände gegen Kronenkorken. Die noblen Champagnerhersteller arbeiten schon seit Jahrzehnten damit, die Flaschenreife erfolgt ausnahmslos unter Kronenkork. Auch beim Bier hat man damit noch keine negativen Erfahrungen gemacht, nur optisch wäre er beim Wein doch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Das war allerdings der Schraubverschluss auch.

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