„Wegen eines Hechtbisses sperren wir keine Badeseen“

„Wegen eines Hechtbisses sperren wir keine Badeseen“
Entscheidung, dass ein Ortschef Schmerzensgeld zahlen muss, sorgt in Gemeinden für Diskussionen, aber keine Konsequenzen

14.000 Euro Schmerzensgeld muss die Gemeinde Hofstetten-Grünau in Niederösterreich zahlen, weil vor drei Jahren ein Hecht ein Kind gebissen hatte. Das Gericht befand, dass der Bürgermeister als Tierhalter der in einem Badesee befindlichen Raubfische einzustufen ist.

Im Bundesland gibt es freilich noch viele andere Badeseen, in denen sich Hechte, Welse und auch Biber tummeln. Der KURIER fragte nach, ob diese Entscheidung der Justiz nun Konsequenzen nach sich zieht.

In St. Pölten, wo sich die Gäste im Seenparadies in Ratzersdorf und Viehofen abkühlen können, denkt man keine Veränderungen an. „Wegen eines Hechtbisses sperren wir keine Badeseen“, heißt dazu aus dem Rathaus.

„Eigenverantwortung“

Entspannt bleiben derzeit auch die Badeteichbesitzer im Waldviertel. „Wir werden jetzt sicher nicht in Angst erstarren, auch keine Hinweisschilder aufstellen, sondern appellieren an die Eigenverantwortung unserer Badegäste“, sagt Litschaus Bürgermeister Rainer Hirschmann, dessen Gemeinde den Herrensee im Ort gepachtet hat. Das Gerichtsurteil beweise aus seiner Sicht, dass „bei uns leider immer stärker amerikanische Verhältnisse zu spüren sind. Sobald uns ein ähnlicher Vorfall betrifft, hoffen wir, dass wir die Situation mit Hausverstand lösen können“, sagt Hirschmann und fügt hinzu: „Jedem Badegast muss allerdings klar sein, dass das Leben tödlich ist.“

Ähnlich reagiert Markus Reichenvater, Forstdirektor der Windhagschen Stipendienstiftung und Verwalter der Kampstauseen Ottenstein, Dobra und Thurnberg: „Theoretisch kann immer etwas passieren. Bisher hatten wir aber so einen Fall nicht“, sagt Reichenvater, der derzeit keinen Handlungsbedarf sieht. Angeblich seien auch Krokodile im Stausee, berichtet Reichenvater mit Augenzwinkern, bisher sei aber keines entdeckt worden. Der bisher größte Fisch, der in Ottenstein aus dem Wasser gezogen wurde, war vor zwei Jahren ein 2,2 Meter langer und 70 Kilo schwerer „Monsterwels“. „Wir werden jedenfalls die Situation im Blick behalten“, sagt Reichenvater. Raubfische im Badeteich seien für Christa Jager, Bürgermeisterin in Ottenschlag im Bezirk Zwettl ein „No-Go“. „Auch wir haben Fische in unserem Badeteich am Obereren Markt. Allerdings sind das Amurkarpfen, die unsere Schlingpflanzen fressen und dazu beitragen, dass die Wasserqualität im ökologischen Gleichgewicht bleibt“, betont Jager.

J. Weichhart, J. ZAhrl

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