Versuchter Raub: Zwei Jugendliche schuldig gesprochen

Symbolbild
Sechs bzw. zehn Monate bedingt und Bewährungshilfe: Diese rechtskräftigen Urteile hat ein Schöffensenat im Landesgericht St. Pölten am Dienstag über einen 16- bzw. 15-Jährigen gefällt. Die Jugendlichen wollten laut Anklage im Jänner in Herzogenburg zwei älteren Frauen ihre Handtaschen rauben. Zu diesem Zweck sollen sie Guy-Fawkes-Masken getragen und die Opfer mit zwei Messern bedroht haben.
Die Burschen bekannten sich eingangs schuldig. "Ich hatte so viele Probleme", erläuterte der 15-Jährige vor Richter Markus Grünberger. Ein Mitschüler habe ihn immer wieder bedroht und Geld von ihm verlangt. Rund 500 Euro habe er dem Burschen vor dem versuchten Überfall bereits gegeben. "Er hat auch mein Handy weggenommen." Warum er nicht Anzeige erstattete, wollte der Vorsitzende wissen. "Weil ich Angst hatte", antwortete der Angeklagte. So sei er schließlich am 12. Jänner auf die Idee gekommen, "irgendjemanden zu überfallen". Davon habe er auch dem 16-Jährigen erzählt.
"Spontan" zum Überfall entschlossen
Zu diesem Zweck haben die beiden dem 15-Jährigen zufolge am besagten Tag nach der Schule in einem Geschäft die zwei Masken, zwei Küchenmesser mit 20 Zentimetern Klingenlänge sowie zwei Paar Handschuhe gekauft. "Dann sind wir zur Kirche gegangen", schilderte er. Dort habe man zunächst Leute angebettelt. Auch einen Pfarrer wollte man um Geld fragen, doch der Geistliche sei nicht da gewesen. "Dann wollten wir nach Hause gehen und sahen zwei Frauen." Da habe man sich "spontan" zum Überfall entschlossen. Während sein Freund die späteren Opfer zu Fuß überholte, habe er ein Messer in Brusthöhe gegen die Pensionistinnen gerichtet und gesagt: "Taschen her". Die 81- und 76-Jährige hätten lauthals zu schreien begonnen. "Wir sind dann sofort weggerannt."
Ähnlich schilderte auch der 16-Jährige den Tathergang, betonte allerdings, dass er niemanden überfallen wollte. Von den Problemen, die sein Freund angeblich mit dem anderen Mitschüler hatte, habe er nichts gewusst. "Das hat mich auch nicht interessiert."
"Gehen Sie endlich vor"
Als Zeugen wurden u.a. die beiden Opfer befragt. Die 81-Jährige erläuterte, dass sie am 12. Jänner - "es war schon dunkel" - ihre ehemalige Arbeitskollegin (76) nach Hause begleiten wollte. "Wir gingen eingehängt, aber ich habe ein ungutes Gefühl gehabt, dass jemand hinter uns ist." Sie habe sich daher schnell umgedreht und laut gesagt: "Gehen Sie endlich vor." Da seien schon zwei maskierte Männer hinter ihr gestanden. Einer von ihnen soll einen einem Stock ähnlichen Gegenstand gegen sie gerichtet und "Taschen her" gerufen haben. "Wir haben 'Hilfe, Hilfe' geschrien und haben zu laufen begonnen." Dass es sich bei dem Stock um ein Messer handelte, sei ihr in diesem Moment nicht bewusst gewesen, meinte die 76-Jährige.
Neben dem Vorwurf des versuchten Raubes ging es auch um eine gestohlene Handkassa aus der Schule der Angeklagten. Auch diese Tat bestritt der Jüngere der beiden nicht. Der 16-Jährige habe ihm aber gesagt, dass er da nicht mitmache. Zuvor soll er ihm auch von dem Vorhaben abgeraten haben. Staatsanwalt Patrick Hinterleitner sprach sich in seinem Schlussplädoyer aufgrund des jugendlichen Alters der Burschen für bedingte Haftstrafen aus. Die Verteidiger plädierten auf milde Urteile.
"Zweite Chance"
Als "Abmahnung" und "zweite Chance" bezeichnete der Richter die Schuldsprüche. Man gehe davon aus, dass der 15-Jährige die "Triebfeder" war, dennoch habe sein um ein Jahr älterer Freund mitgemacht, zwei Frauen zu überfallen. "Das ist keine Kleinigkeit", betonte der Vorsitzende. Die Opfer waren bei dem Raubversuch laut Polizei unverletzt geblieben. Sie erlitten jedoch einen Schock.
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