UVP-Verfahren abgebrochen

Ein Mann hält einen Vortrag vor einem Publikum in einer Turnhalle.
Skandalös endete das UVP-Verfahren für den „Marchfeldkogel“, hinter dem sich ein gigantisches Deponieprojekt verbirgt.

Das Projekt „ Marchfeldkogel“ wird vorerst nicht realisiert. Gestern sollten die Behörden und die Bevölkerung über das Deponieprojekt vom Projektwerber informiert werden. Den Vorgang nennt man Umweltverträglichkeitserklärung (UVE). Projektwerber ist die Errichtungsgesellschaft Marchfeldkogel. Gesellschafter sind vier Unternehmen, die in der Region Schotter abbauen beziehungsweise Deponien betreiben. Ziel ihrer gemeinsamen Gesellschaft ist es, in den nächsten Jahrzehnten auf einer Fläche von etwas mehr als einem Quadratkilometer Bauschutt und Erdaushub bis zu 40 Meter hoch aufzuschütten, was dann Marchfeldkogel heißen soll.

Begonnen wurde mit der UVE um Punkt 9 Uhr, bereits eine Minute später war die Verhandlung beendet. Angeblicher Grund: Es seien Fragen bezüglich der bereits bestehenden Deponien auf dem besagten Areal aufgetaucht. Folge: Die UVE wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.

Nicht vertagt hatten sich jedoch die Deponiegegner: Sie stellten fest, dass das im Auftrag der Errichtungsgesellschaft Marchfeldkogel in Auftrag gegebene Gutachten über den Fachbereich „Luft und Klima“ nahezu ident ist mit jenem Luftgutachten, das seinerzeit Zivilingenieur Reinhard Ellinger im Auftrag der ASFiNAG für die geplante, ebenfalls UVP-pflichtige Marchfeldschnellstraße S8 erstellt hat. Nur: Ellinger fungierte bei der gestrigen UVE als Sachverständiger der Behörde. Darauf angesprochen sagte er im Gespräch mit dem KURIER: „Es gibt nur etwa zehn Experten in Österreich, die Luftgütegutachten erstellen. Die Gutachten findet man im Internet. Der Kollege, der für die Projektwerber tätig ist, hat es sich halt etwas leicht gemacht.“

Diese Aussage relativiert UVP-Experte Wolfgang Rehm: „Das Luftgüte-Gutachten, das Ellinger für die ASFiNAG erstellte, wurde bis dato nicht veröffentlicht. Woher es der Gutachter der Marchfeldkogel-Gesellschaft hat, sollte man eruieren.“

Ellinger hat grundsätzlich kein Problem damit, dass die Marchfeldkogel-Gesellschaft sich seiner Daten bedient hat. Er sehe als Behördengutachter jetzt die Chance, durch das Deponieprojekt die Luftgüte in der Region zu verbessern.

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