Unwetter zogen eine Spur der Verwüstung
Am Dachflächenfenster hat es gekracht, als ob ein Maschinengewehr darauf schießt.“ So ein Hagelunwetter, wie am Freitag in Wieselburg niedergegangen ist, haben Michaela Nemecek und ihre Nachbarn noch nie erlebt. Grund war eine breite Gewitterfront, die Freitagnachmittag das westliche Niederösterreich entlang der Donau und das Waldviertel verwüstete. Das Landesfeuerwehrkommando hat am späten Freitagabend die Zahl der im Unwettereinsatz stehenden Mitglieder mit 4.200 Feuerwehrleuten von 304 Wehren aus beziffert.
Unterstützung kam auch von der Wiener Berufsfeuerwehr, die sich mit Schutzplanen auf den Weg nach Mannersdorf im Bezirk Melk machte. Alle 70 Hausdächer des kleinen Ortes seien durch Hagel in Mitleidenschaft gezogen worden, ein Drittel davon wurde massiv beschädigt.
Großhagelkörner
Das Unwetter braute sich gegen 17 Uhr im Raum Golling, Salzburg/Stadt, Mattsee und Schärding zusammen, und zog dann nach Osten. In Verbindung mit einem Südwestföhn entstanden auch Großhagelkörner. Schwerpunkt war die Stadt Wieselburg. Hagelkörner so groß wie Tischtennisbälle donnerten auf die Hausdächer, zerfetzten Sträucher, Bäume, den Mais auf den Feldern und Gemüsebeete. "Der ganze Garten war übersät mit richtigen weißen Kugeln. Unglaublich", schilderte Thomas Brenner. Binnen weniger Minuten wurden Dutzende, wenn nicht hunderte Dächer durchlöchert. Autos und deren Windschutzscheiben wurden reihenweise zerschlagen.
"Unglaublich, mit welcher Wucht der Hagel niedergegangen ist", sagte Susanne Rührl , während sie die Scherben der zertrümmerten Heckscheibe ihres Autos einsammelte. Den Parkplatz neben der Feuerwehrzentrale bedeckten neben Scherben ein Teppich aus zerfetzen Blättern und Ästen. "Auch die Dächer der Hauptschule und der Volksschule sind so wie zahlreiche Hausdächer durchlöchert", berichtete Wieselburgs Bürgermeister Günther Leichtfried bei der ersten Einsatzbesprechung mit den Feuerwehrkommandanten. Die Einsatzkräfte richteten sich auf eine lange Nacht in der Braustadt ein. Mit Planen sollten so viele Dächer wie möglich abgedichtet werden. Katastrophenschutz-Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP), selbst Feuerwehrmann, unterstützt die Beschaffung von Schutzplanen und Abdeckmaterial.
Gefällte Bäume
Werner Hammerl, Einsatzleiter der Feuerwehr in Zwettl, berichtete dem KURIER, dass die Straße nach Echsenbach durch umgestürzte Bäume blockiert sei. Auch im Waldviertel gab es Hagelschäden. Und in Krems musste die Feuerwehr nach zwei Blitzschlägen zu Glimmbränden ausrücken. Wien wurde nur mehr am Rande erwischt. Gegen 20.25 Uhr wurden aus Wien-Hietzing sintflutartiger Starkregen, Hagel und Sturmböen gemeldet.
Burgenland: Todesfall beim Nova Rock
Das Nova Rock Festival im burgenländischen Nickelsdorf wurde am Freitag Abend wegen eines erwarteten Gewitters, Sturm und Sturmwarnung unterbrochen. Veranstalter Ewald Tatar kam nach dem Auftritt von "The Offspring" auf die Bühne und teilte dem Publikum mit, dass ein schweres Unwetter erwartet werde. Das Gelände musste aus Sicherheitsgründen geräumt werden. Das befürchtete heftige Gewitter blieb aus, Sturm machte ein Weiterspielen auf der "Red Stage" allerdings unmöglich: Der Auftritt von Marilyn Manson wurde abgesagt.
Der Auftakt des Festivals in Nickelsdorf war zudem von einem Todesfall überschattet. Ein 24-jähriger Besucher aus Niederösterreich starb, er hatte nach Angaben der Rettungskräfte seit längerem Probleme mit dem Herzen.
Der Niederösterreicher ist am Nachmittag auf dem Gelände zusammengebrochen. "Die Helfer waren sehr schnell zur Stelle. Er ist dann auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben", berichtete Tatar. Der Fall ging ihm sichtlich zu Herzen: "Ich bin zum ersten Mal am Nova Rock mit so einem Fall konfrontiert. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen." Die Behörden versicherten, dass die Rettungsmaßnahmen ordentlich und schnell abgelaufen sind.
Oberösterreich
80 Einsätze quer durch das Bundesland haben die Feuerwehren in Oberösterreich während des Sturms und Starkregens verzeichnet. Es gab keinen Bezirk, wo nicht ein Alarm ausgelöst wurde. Große Schäden oder gar Verletzte gab es keine. Die Einsatzkräfte rückten wegen umgefallener Bäume, überfluteter Keller und Straßen sowie kleinerer Flurschäden aus.
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