Todesbaum-Urteil: "Mama hätte das sicher gern erlebt"

Todesbaum-Urteil: "Mama hätte das sicher gern erlebt"

St. Pölten - Eine Niederlage muss die Stadt im Zivilrechtsverfahren um das tödliche Baumunglück 2008 vor der Josefskirche einstecken: Das Oberlandesgericht ( OLG)Wien hat eine Berufung der Kommune gegen ein Urteil des Landesgerichts St. Pölten abgewiesen, wonach Ansprüche der Opfer "zumindest dem Grunde nach zu Recht bestehen". Die Stadt sei ihren Verpflichtungen zur Untersuchung des Baumes nicht entsprechend nachgekommen, stellten die Wiener Richter fest.

Todesbaum-Urteil: "Mama hätte das sicher gern erlebt"

Damit ist der Weg frei für Schmerzensgeld und Schadenersatz, wenn nicht die Stadt noch mit einer "außerordentlichen Revision" beim Höchstgericht dagegen anrennt. Anwalt Martin Wandl aus St. Pölten, der für die Opferfamilie Matzi 143.852 Euro einklagte: "Die Stadt muss nach Ansicht des Oberlandesgerichts jetzt die Meinung der Gutachter auf Basis des Urteils zur Kenntnis nehmen." Man sei "immer zu Gesprächen bereit".

Man werde das aktuelle Urteil prüfen "und nach Rücksprache mit dem Bürgermeister und unserer Rechtsschutzversicherung über das weitere Vorgehen entscheiden," erklärt Stadt-Anwalt Georg Thum. Gallig merkt er an, dass das OLG "auf 39 Seiten Bekanntes wiederholt, während das Urteil gerade eine halbe Seite lang ist".

Tragisch

Auf der menschlichen Ebene herrscht Tragik. Michaela Matzi, 44, die nach dem Baumsturz aufs Cabrio der Familie wochenlang im Koma lag, ist Anfang September an einem Kopftumor gestorben. "Die Mama hätte das Urteil sicher gern erlebt" sagt ihr Sohn Andreas. "Ich werde den Gerichtsschrieb auf ihr Grab legen." Der 27-Jährige, der beim Unglück seine Freundin verloren hat und schwer verletzt überlebte, ist nach Linz übersiedelt. "Ich hoffe, dass das Verfahren nicht weiter verzögert wird."

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