Syrische Gerichte und Geschichten

Geschichten von Flucht und verlorenen Habseligkeiten. Von der Familie und von Freunden, die in der zerstörten Heimat zurückbleiben mussten – oder getötet wurden. Tragödien zwischen Rezepten für Linsensuppe, Hummus und levantinischem Brotsalat. Zwölf Syrer sind auf der Flucht vor IS-Mördern und Assad-Schergen in Bad Fischau-Brunn gelandet. Sie erzählen ihre Geschichten jetzt in einem Buch. Ein Kochbuch.
„Es heißt ja, dass der Weg zum Herzen über den Magen führt“, sagt der 30-jährige Jwan Joo Daod aus Al-Hasaka im Nordosten Syriens. Wenn Liebe durch den Magen geht, „gilt das vielleicht ja nicht nur für zwei Menschen, sondern auch für zwei Kulturen“, so Daod. All dem Leid, das hinter den Flüchtlingen liegt, zum Trotz, soll das Buch Hoffnung für die Zukunft machen.
Der ausgebildete Koch Daod war einer der Hauptbeteiligten am Projekt. Die Idee entstand nach einer Art Housewarming Party im Apartment der Flüchtlinge. „Wir wurden hier sehr herzlich aufgenommen und wollten uns mit einem syrischen Essen bei den Menschen bedanken“, erzählt Daod. Unter den Gästen war auch Kochbuch-Verleger Jürgen Ehrmann – er trieb die Idee voran. „Kochen fördert die Gemeinsamkeit, stärkt das Miteinander“, erklärt er. Es ist das erste Projekt dieser Art in Österreich.
Verbindend
Das verbindende Element wird vom Personal verdeutlicht. Der Verleger: Ein gebürtiger Stuttgarter, der während des Studiums für ein Semester nach Österreich kam – und blieb. Die Autoren: Zwölf Menschen zwischen 19 und 44 aus den verschiedensten Teilen Syriens – Kurden, Araber und Armenier. In ihren früheren Leben waren sie Unternehmer, Ingenieure, Studenten. Manche sind Muslime, andere Christen. Und ermöglicht haben das Projekt zwölf „Rezeptpaten“ aus dem beschaulichen Thermenort im Bezirk Wiener Neustadt.
1000 Stück betrug die erste Auflage von „Zu Gast bei Freunden – zwölf Geschichten und Rezepte aus Syrien.“ Aufgrund des großen Interesses werden weitere gedruckt. Erhältlich ist es für eine Spende ab zwölf Euro online bei editionesspapier.com. Über 10.000 Euro Reingewinn für die Flüchtlingshilfe erhofft sich Ehrmann.
Präsentation: Mittwoch, 9. Dezember, 19 Uhr, Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien.
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