Stillgelegte Teerfabrik verströmt Gift

Für 64.000 Euro erwarb im Juni 2005 Wolfgang D. in Angern (Bezirk Gänserndorf) ein 5286 m² großes Grundstück, das – wäre es zur Gänze Bauland – Platz für bis zu sechs Einfamilienhäuser bieten würde. „Wir wussten, dass nur der vordere Teil der Parzelle Bauland ist. Was wir nicht wussten ist, dass das Areal eine Altlast ist“, sagen Johann und Elfriede D., die Eltern des Grundeigentümers. Ein Makler habe den Grundkauf abgewickelt. Beim Gemeindeamt Angern habe man vor dem Kauf keine Informationen über die Beschaffenheit der Parzelle eingeholt.
Zwischen 1860 und 1924 wurden auf dem 112.000 m² großen Fabriksareal Strom- und Telegraphenmasten sowie Eisenbahnschwellen mit Teer und bituminösen Produkten imprägniert.
Heute stehen auf dem ehemaligen Fabriksgelände rund 50 Häuser. Einige sind unbewohnt. Da und dort wird jedoch gerade gebaut.
„Als wir unsere Parzelle wieder verkaufen wollten, haben wir uns bei der Bezirksbauernkammer Gänserndorf erkundigt, wie viel wir für einen Quadratmeter bekommen würden. Man sagte uns ,20 Cent’“, erzählt Johann D.
Keller dürfe man keinen ausheben. Ebenso sei es untersagt, einen Brunnen zu graben oder zu bohren. Laut Umweltbundesamt stellt das ehemalige Fabriksgelände „eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt dar“.
Der Aufforderung, auf den Parzellen weder Gemüse und Obst zu produzieren, kommen nicht alle nach. „Nach dem Krieg erfolgte die ganze Wasserversorgung der Siedlung über Brunnen der ehemaligen Teerfabrik. Alle haben es getrunken“, erzählt ein weiterer Anrainer. Erst später habe die Gemeinde Angern diesen Ortsteil mit einer Trinkwasserleitung versorgt.
Aufgekocht wurde das Thema kürzlich durch einen Beitrag im ORF, wo sich Wolfgang D. darüber beklagte, dass er über die Altlast von seinem Makler nicht informiert worden wäre.
Laut Umweltbundesamt ist die Teerfabrik Rütgers seit 1. September 2003 eine ausgewiesene Altlast mit der Bezeichnung „N 53“. Das Grundwasser ist durch die ehemalige Fabrik massiv kontaminiert, die „abströmenden Schadstoff-Frachten sehr groß“, stellenweise käme es sogar zu Teeraustritten an der Erdoberfläche.
Angebot
Ein anderer Anrainer erzählt, dass es demnächst eine Informationsveranstaltung in der Gemeinde gäbe, bei der den Siedlern angeboten wird, dass ihnen 50 Zentimeter ihrer Grundstücke abgetragen und durch gutes Erdreiche ersetzt werde, wenn sie das möchten.
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