Stadt wirft 77-jährige Frau aus Altersheim

Sie habe den „Hausfrieden mehrfach gestört“ und „ungebührliches Verhalten“ an den Tag gelegt. Aus diesen Gründen soll nun eine 77-jährige Pensionistin aus dem Stadtheim Wiener Neustadt (NÖ) delogiert werden. Josefine Kronawetter versteht die Welt nicht mehr. „Die Stadt will mich einfach rauswerfen“, sagt die rüstige Frau und schüttelt den Kopf.
Vorangegangen ist ein jahrelanger Streit vor dem Zivilgericht, das nun in letzter Instanz entschieden hat: Josefine Kronawetter muss das städtische Altersheim verlassen, bereits am 26. November soll die gerichtlich angeordnete Zwangsräumung stattfinden. Das Urteil ist rechtskräftig, für die Kronawetters gibt es keine Einspruchsmöglichkeiten mehr. Sohn Andreas Kronawetter (43) zeigt sich über das Vorgehen der Stadt empört. „Eine 77-Jährige aus dem Altersheim zu schmeißen, das ist doch nicht menschlich“, sagt er. „Meine Mutter lebt seit zehn Jahren hier, sie hat sich sehr an das Heim gewöhnt. Natürlich kann sie nicht verstehen, dass sie auf einmal gehen soll.“
Dass es in der Vergangenheit zahlreiche Konflikte zwischen seiner Mutter und anderen Heimbewohnern gegeben hat, bestreitet Andreas Kronawetter nicht. So soll es auch zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. „Menschen haben eben ihre Eigenheiten, damit muss man umgehen können. Gerade in einem Altersheim.“
Das Sozialamt Wiener Neustadt bot Alternativlösungen an, doch für Familie Kronawetter stellen sie keine gangbaren Alternativen dar. „Wir haben Angebote für Sozialwohnungen bekommen, aber sie entsprechen keineswegs den Anforderungen“, sagt der Sohn. Seine größte Sorge: „Meine Mutter leidet unter Diabetes und Bluthochdruck. Nur in einem Heim ist sichergestellt, dass sie ihre Medikamente regelmäßig zu sich nimmt und die passende medizinische Betreuung erhält.“
"Keine andere Lösung"
Laut Sozialstadtrat Andreas Krenauer (SPÖ) blieb der Stadt Wiener Neustadt keine andere Wahl als die Kündigung. „Wir haben alles versucht, um die Situation gütlich zu regeln. Nachdem dies nichts genutzt hat, blieb uns keine andere Wahl. Wir sind immer noch bestrebt, die Dame zu unterstützen und hoffen, dass sie unsere Hilfe bei der Wohnungssuche auch annimmt.“ Unterdessen hofft Familie Kronawetter auf eine andere Lösung. „Unser Ziel ist es, dass meine Mutter weiter im Heim bleiben darf.“
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