Stadt streitet um des Kaisers Bart

Porträt eines lächelnden Mannes vor einem Gebäude und einem Baum.
Stadtparteien zanken sich um die Zukunft des Helenenheims – das steht aber in Landesbesitz.

Ein 28.000 großes, praktisch brachliegendes Areal in brauchbarer Lage – das bietet viel Platz für Konflikte. Seitdem am 11. Juni die rund 150 Bewohner des Badener Helenenheims ins neue Pflegeheim beim Landesklinikum übersiedelt sind, wird in der Stadt diskutiert, wie die alte Fläche am besten genutzt werden kann.

Heiß diskutiert. "Lernen Sie Geschichte, Herr Gehrer", greift die Stadt-SPÖ auf Bruno Kreisky zurück und damit den VP-Stadtrat Rudi Gehrer an. Seine Partei wolle von einer Zusage, sich für Betreutes Wohnen in der Wiener Neustädter Straße einzusetzen, plötzlich nichts mehr wissen. Gehrer kontert, die SPÖ schreie "populistisch nach leistbarem Wohnraum", bloß um die Stadt negativ darzustellen. Ein Hauch von Vorwahlkampf, denn in der Sache liegt man gar nicht so weit auseinander. "Wir brauchen leistbare Wohnungen für junge, aber auch ältere Leute", meint SPÖ-Stadtrat Markus Riedmayer. Die ÖVP will "hochwertigen Wohnraum für alle Generationen".

Wert von 5 Millionen

Der Streit ums Helenenheim ist einerseits nicht ganz neu. 2009 stellte die Stadt dem Land Niederösterreich ein Grundstück für den Neubau des Landesklinikums zur Verfügung. Die SPÖ forderte schon damals, dass man im Tausch dafür das Areal in der Wiener Neustädter Straße fordern soll.

Der Streit ums Helenenheim ist derzeit andererseits aber auch einer um des Kaisers Bart. Denn die 2,5 Hektar stehen im Eigentum des Landes Niederösterreich. Lediglich über die Widmung könnte die Stadt trotzdem mitbestimmen, was in Zukunft mit der Liegenschaft geschehen soll. "Das ist natürlich legitim", erklärt dazu Gerhard Tretzmüller, Leiter der Abteilung Gebäudeverwaltung bei der NÖ-Landesregierung. Unabhängig von der lokalpolitischen Diskussion bereitet man aber beim Land den Verkaufsprozess bereits vor – er soll im September starten. "Unser Ziel ist, das Grundstück zu verwerten", so Tretzmüller. Fünf Millionen Euro ist es nach einem Schätzgutachten wert. Tretzmüller: "Darunter werden wir es nicht verkaufen."

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