Späher für das Land: Messstellen unter Beobachtung
Ob es stürmt, regnet, schneit oder ob die Sonne herunter brennt, der 67-jährige Adolf Hinterreiter macht sich pflichtbewusst seit 24 Jahren mindestens einmal pro Woche auf den Weg zur Traisen. Bei Hochwasser öfter. Der Pensionist ist freiwilliger Messstellenbeobachter in Niederösterreich und damit einer von 650 Bürgern, die 930 Standorte des nö. Hydrografischen Dienstes betreuen.
Die Jubilare werden vom Land Niederösterreich für ihre Dienste geehrt. Hinterreiter war dabei, kein Wunder: Denn seine Familie behält seit 80 Jahren den Pegel der Traisen bei Windpassing im Auge - so eine Kontinuität gibt es nicht oft. "Seine" Station besteht seit 1919. Er hat den Job von seinem Vater übernommen. Und nun könnte Adolf Hinterreiters Sohn mit dem Messen von Pegelständen und Temperaturen weitermachen. "Es macht Spaß. Für mich ist das eine Freizeitbeschäftigung", sagt der Senior. Er schreckt nicht davor zurück, zum Besen zu greifen und im Messhäuschen Spinnweben zu entfernen. Mit einem eigens konstruierten Schrubber befreit er die Anzeige im Fluss vom Moos. Für ihre Mühe werden die Freiwilligen auch belohnt - nicht nur mit der kleinen Aufwandsentschädigung. Der Gedanke etwas Nützliches zu tun zählt für viele.
Daten sammeln
Doch warum braucht das Land Niederösterreich die Dienste? Es kommt vor, dass die Technik, die digitale Datenübertragung ausfällt: Bei extremen Hochwässern kann es zur Beschädigung von Geräten kommen. Die Experten der Nachrichtenzentrale stützen sich dann auf den persönlichen Kontakt mit den Messstellenbeobachtern. Die Ereignisse der letzten Jahre hätten gezeigt wie wichtig die Beobachter in der Kommunikationskette des Katastrophenmanagements sind, sagt man beim Land NÖ.
Das Jahrhunderthochwasser im Jahr 1997 wird Hinterreiter nicht vergessen. "Die Wohnwagen sind vorbei geschwommen. Die Brücke war kaputt. Es hat sie eineinhalb Meter versetzt", erzählt er. Jedes Hochwasser verändere die Traisen.
Die Arbeit ist nicht nur bei Katastrophenereignissen gefragt. Die Daten werden von den Landeshydrologen weiterverarbeitet. Sie dienen als Grundlage für Anlagen wie Hochwasserschutzdämme, Kanalisation, Trinkwasserbrunnen, aber auch Deponien. Nur mit ihnen ist es möglich, Bauwerke im Nahbereich von Gewässern zu errichten.
Beziehung
Hinterreiter misst ganz genau. 17 Grad Wassertemperatur war übrigens das höchste der Gefühle auf seinem Thermometer. Damit muss man leben, wenn man ins Wasser steigt. Zu "seiner" Traisen hat er eine enge Beziehung. "Wir haben als Kinder auch hier Schwimmen gelernt."
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