Niederösterreich verbietet Öl und Kohle

Niederösterreich verbietet Öl und Kohle
Land stellt Energie-Strategie vor: Strom aus Windkraft soll verdoppelt werden, Investitionen in synthetisches Gas.

Seit 2015 deckt Niederösterreich seinen gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien. Ein Umstand, der dem Land bereits des Öfteren europäisches Lob einbrachte. Die hinter dem Erfolg stehende Strategie stammt aus dem Jahr 2010 und wurde nun adaptiert.

Bereits seit Jänner dürfen keine Ölkessel mehr in Neubauten verwendet werden. Die Maßnahme hat bereits Wirkung gezeigt. Laut dem Verband der österreichischen Pelletbranche war rund um das Inkrafttreten der Verordnung ein 90-prozentiger Anstieg im Verkauf von Pelletsheizungen zu beobachten.

Jetzt verschärft Niederösterreich das Öl-Verbot. Spätestens ab 2025 soll auch in bereits bestehenden Gebäuden der Tausch auf neue Ölkessel nicht mehr möglich sein. Und ab 2040 wird die Nutzung von festen und flüssigen fossilen Brennstoffen für Raumwärme gänzlich untersagt: Heizen mit Öl und Kohle ist dann verboten.

Gleichzeitig soll auch Energie beim Wohnen eingespart werden. Ziel ist, den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser bis 2030 um ein Fünftel zu senken. Dazu sollen sämtliche Gebäude im Land entsprechend saniert werden, um sie bis 2050 auf Niedrig-Energiestandard zu bringen. Ein eigenes Energieausweis-Portal soll zeigen, wo wie viel saniert werden muss.

Erneuerbare Energie

Die Menge an Ökostrom aus Windkraft möchte das Land verdoppeln, 7000 Gigawattstunden sollen Niederösterreichs Windräder bis 2030 liefern. Der zuständige LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) betont aber: "Es wird deshalb nicht doppelt so viele Windräder geben. Wir wollen bestehende Anlagen auf moderne Systeme umrüsten, damit sie mehr Leistung liefern. Die Anzahl der Windräder wird sich nur marginal erhöhen."

Ebenfalls ausgebaut werden soll die Photovoltaik.

Die bestehende Gas-Infrastruktur darf weiter bestehen. Allerdings sollen Biogas und erneuerbares Gas statt Erdgas in den Leitungen fließen. Das synthetische Gas soll mittels Strom, der aus Überproduktion stammt, hergestellt werden. So könnten Stromspitzen aus Sonne und Windkraft, die von den Verbrauchern nicht benötigt werden, sinnvoll eingesetzt werden. 

Niederösterreich verbietet Öl und Kohle

Mikl-Leitner, Pernkopf und Landesschulsprecher Lukas Klaczynski mit Energiefahrplan.

Mobilität

Elektromobilität bleibt weiter Schwerpunkt. Aktuell sind in NÖ 6.100 Stromautos zugelassen – österreichweit sind es etwa 27.000. Zuletzt wurde die Anschaffung von mehr als 200 Elektrofahrzeugen für Gemeinden, Landesdienst und Landesgesellschaften ausgeschrieben.

Im Jahr 2030 soll die Hälfte aller in NÖ neu zugelassenen Autos elektrisch angetrieben werden. Zeitgleich will man auch im öffentlichen Verkehr nur noch Busse mit alternativen Antrieben anschaffen und einsetzen. Für beide Ziele wird auch die Ladeinfrastruktur ausgebaut, etwa durch Laternenmasten mit inkludierten Ladestationen.

Ziel der Maßnahmen bleibe, den Klimawandel zurückzudrängen. Dabei sollen auch Ideen der jungen Generation helfen. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hatte kürzlich zur ersten Jugendklimakonferenz geladen. In Workshops wurden Vorschläge zum Energiesparen, zur Mülltrennung und -vermeidung und zum umweltbewussten Einkaufen erarbeitet, ebenso wie zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Für Lukas Klaczynski war die Konferenz für junge Menschen eine „hervorragende Gelegenheit“, ihre Ideen und Vorschläge sowie Anregungen zu den Themen Klimaschutz, Energiewende und Nachhaltigkeit einzubringen. Diese Konferenz sei auch Ausdruck dafür gewesen, dass die „Jugend ernst genommen“ werde.

Die Ernergiemaßnahmen sollen auch den Arbeitsmarkt befeuern, so Mikl-Leitner: „Wir haben dadurch bisher knapp 40.000 Green Jobs im Land geschaffen und gesichert.“ Ziel sind weitere 10.000 Arbeitsplätze bis zum Jahr 2030. Pernkopf: „Wir haben ambitionierte Ziele, haben die Schritte zur Erreichung aber mit Experten festgelegt und sind überzeugt, dass uns das gelingt.“

Klimaschutz

Am 28. Mai wird Österreich wieder zum internationalen Zentrum für Klimaschutz. Neben Arnold Schwarzenegger werden beim dritten "R20 Austrian World Summit" auch Klimaaktivistin Greta Thunberg, UN- Generalsekretär António Guterres sowie Präsidenten und Minister aus aller Welt in der Hofburg erwartet. Um ein breiteres Bewusstsein für das Thema Klimaschutz zu schaffen, findet heuer erstmals am selben Tag ab 15 Uhr ein Climate Kirtag auf dem Heldenplatz statt. Dort werden neben Schwarzenegger und Thunberg auch Ski-Star Aksel Lund Svindal sowie Musiker wie Conchita oder Pizzera & Jaus live auf der Bühne zu sehen sein.

Teenage climate change activist Greta Thunberg gives speech at the House of Commons

Klimaaktivistin Greta Thunberg kommt nach Österreich.

Woher kommt der Strom?

Fünf Groß- und 541 Kleinwasserkraftwerke bilden die komfortable Basis für Niederösterreichs Ökostrom-Bilanz. Sie liefern 61 Prozent des Bedarfs. Weitere 28 Prozent steuern 730 Windkraftanlagen bei. Acht Prozent decken die zuletzt bundespolitisch heiß umkämpften Biomassewerke ab. Und die 37.500 Photovoltaikanlagen besorgen die restlichen drei Prozent.

Zur Einordnung der blau-gelben 100 Prozent: Europaweit liegt der Anteil an Ökostrom bei 33 Prozent, ähnlich ist der Wert in Deutschland. Und in Gesamt-Österreich sind es 75 Prozent, 100 Prozent will man bis 2030 erreichen.

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