Skandal: ÖBB ließen blinde Frau zurück

Bitte helfen Sie uns. Wir fühlen uns von den ÖBB ungerecht behandelt und wollen solche Aktionen in Zukunft einfach verhindern."
René Kollmann (21) versteht die Welt nicht mehr. Was seiner Freundin Suzana Marinkovic (24) am Dienstag in der Schnellbahn zwischen Wien und Hainburg widerfahren sein soll, kann er nicht fassen. Und schon gar nicht nachvollziehen. In einem eMail an den KURIER lässt er Dampf und Frust ab.
Was war passiert? Die Schnellbahn ist seiner Freundin beim Umsteigen vor der Nase weggefahren – wohlgemerkt seiner blinden Freundin. Und obwohl der Schaffner die Frau gesehen hatte, hatte er ihr angeblich nicht geholfen, sondern die verzwickte Situation lediglich launig kommentiert.
Regelmäßig fährt Suzana Marinkovic mit der Schnellbahn nach Wien und wieder zurück nach Wolfsthal (Bezirk Bruck/Leitha). Sie ist selbstständig unterwegs und hat mit ihrem Schicksal umzugehen gelernt. Weil aber in Hainburg die Schnellbahnen auf Kurzzüge umgestellt werden, musste die 24-Jährige auf die vordere Garnitur umsteigen. "Bisher war das kein Problem, die Schaffner haben immer gerne geholfen", schildert die selbstbewusste junge Frau.
Ganz anders am Dienstag: Wie üblich, machte sich Marinkovic mit ihrem Blindenstock auf den Weg in Richtung Ausgang, um in den vorderen Zugteil zu wechseln. Der Zugbegleiter half nicht. Laut Kollmann meinte er lapidar: "Sie müssen umsteigen." Unterstützung: Fehlanzeige.
Die junge Frau stieg in Hainburg also allein aus, tastete sich mit ihrem Blindenstock zur vorderen Garnitur und hatte den Türgriff bereits in der Hand. Zu spät: Der Zug fuhr ab. Obwohl der Schaffner die Situation kannte. Zurück blieb eine blinde Frau, die die Welt nicht mehr verstand.
Zeitgleich wartete René Kollmann in Wolfsthal auf seine Freundin. Vergebens. Sie konnte ihm via Handy bloß mitteilen, dass er umsonst zum Bahnhof gekommen war. Kollmann passte den Schaffner auf dem Bahnhof in Wolfsthal ab und stellte ihn zur Rede. Als Antwort soll er erhalten haben: "Wenn blinde Menschen unfähig sind, dann sollen sie nicht mit dem Zug fahren." Den Blindenstock will der ÖBB-Bedienstete angeblich nicht gesehen haben. Seine Dienstnummer gab er nicht preis.
Verhaltene Reaktion ÖBB-Sprecher Christopher Seif sagt, der betreffende Mitarbeiter sei erst am Montag wieder im Dienst, die Bundesbahnen wollen eine "zweite Meinung" zur Causa einholen. Seif betont aber: "Wir werden der Sache auf den Grund gehen. Mehr können wir aus heutiger Sicht nicht dazu sagen."
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