Siedlungspolitik: Ende des Kirchturmdenkens

Bauprojekte, die mehr Verkehr im Nachbarort zur Folge haben oder Naherholungsgebiete, die vom Nachbarn radikal zugebaut werden – das wird es im Bezirk Mödling künftig nicht geben.
19 Gemeinden – lediglich Wiener Neudorf ist noch nicht an Bord – haben sich auf eine gemeinsame Entwicklungsstrategie verständigt. "Nach zwei Jahren haben wir eine breite Basis für eine gemeinsame Raumordnung und Siedlungspolitik gefunden", erklärt Perchtoldsdorfs Bürgermeister Martin Schuster. Künftig sollen größere Projekte gemeinsam diskutiert, abgestimmt und auf Augenhöhe mit dem Land NÖ geplant werden. Dazu sollen die Ortschefs regelmäßig zu Bürgermeisterkonferenzen zusammen kommen.
Hintergrund dieser "Regionalen Leitplanung" sei die Erkenntnis, dass es nur gemeinsam gehe, erklärt Stadt-Umland-Manager Andreas Hacker. Das Wiener Umland wird um bis zu 300.000 Menschen wachsen. Schon jetzt leben im Bezirk Mödling rund 116.000 Einwohner. Es gibt Kreuzungen, die zu Spitzen überlastet sind, Wohnraum ist knapp und Grünräume werden sukzessive kleiner.
Damit der Bezirk seinen Charakter behält, wollen die Gemeinden nun Maßnahmen setzen. Und die lauten: Flächen sparen, Siedlungen in Bahnhofsnähe planen, Ortskerne beleben und Naturraum sowie Landwirtschaft erhalten. "Gerade dort, wo unversiegelte Böden bereits knapp werden, müssen wir umso sensibler mit ihnen umgehen. Die Entwicklung der Orte muss daher von Innen nach Außen passiere", erklärt Landesrat Stephan Pernkopf, der von einem "Zukunfstkompass" spricht.
Neunutzung
So will Vösendorf etwa gemeinsam mit Wien das Marktviertel mit zahlreichen Leerständen und unattraktiven Bauten entlang der B17 entwickeln und hat dazu sogar EU-Förderungen lukriert. "Es soll die Stadtentwicklung forciert werden. Da fehlt derzeit noch die Erfahrung in NÖ", erklärt Experte Hacker.
"Es wird auch sozialen Wohnbau und neue Nutzungen gewisser Areale geben müssen", ergänzt Bürgermeister Schuster. Zudem müssten die Gemeinden von dem Gedanken wegkommen, dass jede ein eigenes Veranstaltungs- oder Sportzentrum bieten müsse. Thema ist aber auch die Umsetzung eines gemeinsamen Radnetzes oder die Schaffung eines neuen Naherholungsgebiets im Kaltenleutgebner Tal.
Die Entwicklungsstrategie wird am Dienstag, 5. Juli 2016, ab 18 Uhr in der Stadtgalerie Mödling präsentiert.
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