Schulstart nach Amoklauf: "Um sein Kind sehr besorgt"
Sie hatten Kerzen mitgebracht. Für ihn, ihren Freund, Klassenkollegen und Mitschüler. Dem achtjährigen Berk, der Freitagvormittag in der Garderobe der Volksschule St. Pölten-Wagram von seinem Vater erschossen wurde, galt am ersten Schultag nach der Wahnsinnstat das ganze Mitgefühl der Eltern, Lehrer und Mitschüler. Vor dem Schuleingang hielten deshalb noch viele einmal inne, um ein Gebet für den Buben zu sprechen.
Angesichts der Umstände verwundert es nicht, dass viele Eltern ihre Kinder zur Schule begleiteten. Sie wollten ihre Kinder in dieser schweren Zeit nicht alleine lassen. Wie Silvia Wagner, die mit dem siebenjährigen Alexander kam. "Nach so einer Tragödie ist man natürlich sehr um sein Kind besorgt. Andererseits muss es auch irgendwie wieder weitergehen."
Auch bei Familie Thallauer war Berk am schulfreien Wochenende allgegenwärtig: "Pia hat interessiert die Medien verfolgt. Sie hat Berk in den Zeitungen wiedererkannt, weil sie mit seiner Schwester in die Klasse geht." Die vielen Fragen der Tochter hat man möglichst ehrlich zu beantworten versucht. "Ich habe meinen Kindern erklärt, dass der Vater verrückt geworden ist", fügt Ingrid Grafik hinzu. Ihre sechsjährige Tochter Ingrid war ebenfalls eine Schulkollegin des Mädchens. Noch herrscht Zweifel, ob das so bleibt. "Von anderen Eltern habe ich gehört, dass sie nicht mehr in die Schule kommen möchte", erzählt Anna Thallauer.
In der Lernschmiede selbst warteten Psychologen auf die Kinder. Man versuchte das Geschehene zu verarbeiten. Es wurde gemeinsam gemalt und geredet.
"Ich möchte allen Lehrern ein großes Lob aussprechen. Sie haben so toll reagiert, damit es zu keiner Panik kam", sagt Sabine Meindorfer, die froh ist, dass ihrem Julian nichts passiert ist. Neben ihr steht Jennifer Hinterhuber, der der Schrecken noch immer ins Gesicht geschrieben steht. Sie war nur Minuten nach der Tat in der Garderobe und half bei der Erstversorgung des angeschossenen Buben mit. Sprechen über den Vorfall kann sie noch immer nicht.
Über eine Tat, für die es in Wahrheit keine Worte gibt.
Amokandrohungen: 24 Polizeieinsätze in den Wiener Schulen
"Im Jahr 2011 kam es wegen Amokandrohungen bzw. bedrohlichen Verhaltens in der Steiermark zu zwei und in Wien zu 24 Einsätzen in Schulen." Das ist die Antwort von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner auf eine parlamentarische Anfrage der FPÖ zur Sicherheit an Österreichs Schulen. Die betroffenen Schulen sind nach Bezirken aufgegliedert: In Wieden, Favoriten, Döbling und Floridsdorf gab es die meisten Polizeieinsätze (jeweils drei).
Auf Nachfrage versucht man im Innenressort aber zu beschwichtigen: "Spektakulär war nur ein Vorfall in einem Polytechnikum in Wieden, wo ein Bursche mit einer Gaspistole herumgeschossen hat." Bei einem weiteren Fall wurde in der Steiermark ein Schüler ausgeforscht, der einen Amoklauf in der Schule angekündigt habe.
Die weiteren Fälle betreffen Gefahrenlagen etwa in jüdischen und internationalen Schulen, aber auch auffällige Jugendliche. "Das sind etwa vage Ankündigungen von Gewalttaten gegenüber Klassenkameraden", sagt ein Sprecher des Innenministeriums. Dann würde gemeinsam mit dem Schulpsychologen vor Ort das Gespräch gesucht. Bombendrohungen wurden hier nicht mitgezählt.
Mikl-Leitner betont in der Anfragebeantwortung, dass das Innenministerium sich seit 2009 intensiv mit Amoklagen an Schulen auseinandersetzt. In den vergangenen zwei Jahren wurden die Beamten im Rahmen der routinemäßigen Einsatztrainings speziell daraufhin geschult.
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