Schaffner bleibt unbehelligt

Hohe Wellen schlug der KURIER-Artikel über die 24-jährige Suzana Marinkovic. Der blinden Frau ist beim Umsteigen in Hainburg (Bez. Bruck/Leitha) die S-Bahn vor der Nase davongefahren – weil der Zugbegleiter der Sehbehinderten nicht geholfen hatte. Wenige Stationen weiter, in Wolfsthal, stellte ihr Lebensgefährte René Kollmann den ÖBB-Bediensteten zur Rede, ob er nicht einen Fahrgast vergessen hätte. Immerhin sei seine Freundin blind und stehe nun alleine am Bahnhof. Kollmann berichtet von einer empörenden Reaktion: „Wenn blinde Menschen unfähig sind, dann sollen sie nicht mit dem Zug fahren“, soll der Zugbegleiter gesagt haben.
Nun liegt der Prüfbericht der Bundesbahnen zu der Causa vor. „Der Zugbegleiter versicherte mehrmals, dass er keine blinde Reisende gesehen hat. Als er in Wolfsthal ankam, beschimpfte ihn der Lebensgefährte“, sagt ÖBB-Sprecher Christopher Seif. Dass „Blinde unfähig sind“, will der Zugbegleiter nicht gesagt haben. Der Vorfall hat damit für den Schaffner dienstlich keine Konsequenzen. Für René Kollmann und Suzana Marinkovic ein enttäuschendes Ende. „Wir haben zwar nicht damit gerechnet, dass es eine offizielle Entschuldigung gibt. Ich habe aber das Gefühl, die Bahn will mauern. Jetzt haben wir Aussage gegen Aussage. Damit werden wir wohl leben müssen“, meinen die beiden resignierend.
Einzelfall
Jetzt schaltete sich der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreichs (BSVÖ) ein. Präsident Markus Wolf hofft, „dass es sich um einen Einzelfall handelt“. Seine langjährige Erfahrung zeigt ein anderes, positives, Bild. „Die meisten Zugbegleiter sind freundlich und hilfsbereit.“
Der BSVÖ wird an die ÖBB ein Schreiben mit der Bitte um Aufklärung richten. „Wir wollen den Vorfall weiter verfolgen“, betont Wolf . Der BSVÖ appelliert, auf die offizielle Kennzeichnung von Menschen mit Sehbehinderungen (weißer Stock, gelbe Armbinde) zu achten, um auf Unterstützungsbedarf entsprechend reagieren zu können. „Wir hoffen, dass dadurch für alle Beteiligten unangenehme Missverständnisse wie diese in Zukunft vermieden werden können“, heißt es beim BSVÖ.
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