Rettung eines Mahnmals: Heer hilft

Rettung eines Mahnmals: Heer hilft
Michelndorf - Prominente Unterstützung für jüdischen Friedhof

"Mir geht es nicht nur umbloße Renovierung, sondern um Verständnis und Akzeptanz vor anderen Kulturen, die schließlich auch wir für unsere Eigene erwarten." Historikerin Ingrid Oberndorfer hat in ihrer Spezialdisziplin Jüdische Geschichte Österreichs ein ehrgeiziges Projekt gestartet: 73 Jahre nach seiner Zerstörung in der "Reichskristallnacht" soll der in der Botanik versinkende jüdische Friedhof von Michelndorf (Bezirk Tulln) saniert werden.

35 Gräber auf einem 344 m² kleinen umzäunten Areal auf einem Hügel über der Ortschaft gilt es, vorm endgültigen Verschwinden zu bewahren. Mit ihrem Wissenschaftskreis "Sigmarswerd" hat Oberndorfer dafür prominente Unterstützer gewonnen. Bischof Klaus Küng kündigt ebenso Hilfe an, wie Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer und Verteidigungsminister Norbert Darabos.

Letzterer lässt zwecks Grabsteine-Transport zum Restaurator sogar Soldaten aufmarschieren, damit "der Friedhof wieder in einen würdevollen Zustand gebracht werden kann" (Darabos brieflich). Die Israelitische Kultusgemeinde Wien als Eigentümer hat Oberndorfers Verein ermächtigt, die Restaurierung zu überwachen und Aufträge zu vergeben. Auch Schulen sollen für Projektarbeiten eingebunden werden. Überrascht ist die Historikerin vom lokalen Interesse. "Bei einer Friedhofsführung hat sich das halbe Dorf, Leute von 12 bis 85 eingefunden."

Völkerwanderung

Bürgermeister Rudolf Friewald findet das Engagement "grundsätzlich toll". Aber es gebe Hürden: Der Friedhof schließt als "Luftparzelle" nur via Servitut ans öffentliche Gut an. "Über Völkerwanderungen wird der Grundbesitzer nicht jubeln." Und die Haftungsfrage sei unklar. "Wer ist verantwortlich, wenn ein Grabstein umfällt?"

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