Rehplage folgt auf Käferinvasion

Rehplage folgt auf Käferinvasion
Kahlschläge sorgen für übermäßige Wildvermehrung, die den künftigen Baumnachwuchs bedroht

Während Niederösterreichs Waldbesitzer noch immer intensiv damit beschäftigt sind, von Borkenkäfern befallene Bäume aus den Wäldern zu räumen, droht schon die nächste Kraftanstrengung: Wenn nämlich nicht schnell genug Maßnahmen gesetzt werden, dann könnte das Wild sich ungezügelt vermehren und jene nachwachsenden Jungbäume auffressen, die nicht an Trockenheit eingehen. Um das zu vermeiden, wird finanziell wie arbeitstechnisch großer Aufwand nötig sein, meint Klaus Hackländer von der Universität für Bodenkultur in Wien. Ohne die Hilfe der Jagd wird es nicht gehen.

Nach dem Borkenkäfer kommt das Wild

An die 100.000 Hektar Wald sind alleine in Niederösterreich gefallen – zum Teil als Folge von Trockenheit und Borkenkäfern, zum Teil nach Stürmen. Weil das geerntete Schadholz kaum Erträge bringt, hoffen viele Waldbesitzer, dass Naturverjüngung (natürliches Keimen von Bäumen aus Samen) ihnen das teure Aufforsten erspart. Doch das wird nicht einfach – wie das Beispiel aus Schweden zeigt, wo einst Kahlschläge die Elchpopulation explodieren ließen.

Rehplage folgt auf Käferinvasion

Klaus Hackländer ist Spezialist für Wildbiologie

„Die Schlägerungen führen dazu, dass sich rasch gute Bedingungen für Hirsch und Reh bilden, weil viel Futter sprießt. Da werden Schutzmaßnahmen nötig“, sagt Hackländer, Mitarbeiter des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft.

Das Einzäunen großer Flächen sei aber teuer und andererseits ungünstig für die Bewegungsfreiheit der Tiere. „Jeder Zaun im Wald ist einer zu viel“, sagt Hackländer. Das Schützen einzelner Pflanzen ist ebenso aufwendig.

Jagddruck erhöhen

„Man muss deshalb von Anfang an den Jagddruck in den betroffenen Gebieten erhöhen“, sagt Hackländer und erläutert: Es gehe dabei nicht um hohe Abschusszahlen, sondern die Präsenz der Jäger. Damit das Wild die nachwachsenden Flächen meidet. Wenn man wartet, bis sich Buschwerk gebildet hat, wird die Bejagung fast unmöglich. „Die Jäger sehen das Wild nicht mehr, wenn ein Bestand eine bestimmte Höhe erreicht hat.“ Dann wird man mit großem Arbeitsaufwand eigens Schuss-Schneisen in den jungen Wald schlagen, um überhaupt noch erfolgreich jagen zu können.

Rehplage folgt auf Käferinvasion

Landesjägermeister-Stellvertreter Haidl ist überzeugt, dass die Jägerschaft die Aufgabe bewältigt

Darin stimmt ihm der Bezirksjägermeister von Waidhofen/Thaya und stellvertretende Landesjägermeister Albin Haidl zu. „Ich habe schon mit unseren Jagdleitern gesprochen und empfehle, das Einvernehmen mit den Grundbesitzern bei den Schwerpunkten der Jagdausübung zu suchen, damit das gelingt“, sagt er. Der Zeitaufwand sei zwar enorm, aber er ist überzeugt, dass auch Hobbyjäger das in ihrer Freizeit schaffen. „Allerdings müssen uns die Grundbesitzer auch mit dem Anlegen von Schuss-Schneisen unterstützen“, betont Haidl. Sonst droht die Gefahr, dass sich nicht nur Reh und Hirsch, sondern auch das Schwarzwild wieder deutlich vermehren kann. „Die verkriechen sich im Dickicht und sind unbejagbar“, meint auch Haidl.

„Wenn Waldbesitzer und Jäger miteinander reden und auf die Bedürfnisse des anderen eingehen, dann wird es funktionieren“, ist Franz Fischer, Obmann des niederösterreichischen Waldverbandes, überzeugt. Das habe bisher fast überall funktioniert.

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